Hakahori

Faszination Batman

Der dunkle Ritter ist nicht erst seit Nolans filmischer Anpassung an die Realität einer der beliebtesten Superhelden des Comic-Universums. Batman wird in einem Atemzug mit Superman genannt, obwohl er der einzige Superheld ist, der ohne Superkräfte auskommen muss – einzigartig in der Comicwelt. (Iron-Man wird zwar auch erst durch seinen Hightech-Anzug zum Helden, aber die abenteuerliche Geschichte um seine Energiequelle und dem Elektromagneten im Brustkorb von Tony Stark lassen ihn eher ins phantastische, unrealistische Licht rücken.) Ist es die relative Realitätsnähe, die den Charakter Bruce Wayne aka Batman so besonders und interessant macht? Nicht nur.

Als Kind habe ich mir, wie viele andere auch, die Comicserie angesehen, nachdem mich mein Bruder bewusst oder unbewusst angefixt hatte. Ich kriegte nach einiger Zeit auch eine kleine Comic- und Spielzeugsammlung zusammen, die ich dann später, als ich aus der Sammelphase herausgewachsen war, wieder verkaufte bzw. entsorgte. Batman hat mich also schon in jüngsten Jahren fasziniert und beschäftigt, legte dann aber eine längere Fanpause ein – ironischerweise zeitgleich mit dem Erscheinen von »Batman & Robin«; wahrscheinlich war der Film so schlecht, dass er bei mir ein Trauma auslöste. Erst Christopher Nolans Version vom Fledermausmann ließ die alte Leidenschaft wieder aufflammen – nicht zuletzt durch »The Dark Knight«.

Aber was ist es, das mich und so viele andere Fans an der Figur Batman fasziniert? Der innere Wunsch selbst mal ein Superheld zu sein? Hm, kann ich mir nicht vorstellen. Bei dem bloßen Gedanken nachts rumzulaufen, verkleidet als menschliche Fledermaus, und Leute in Not zu retten… Sehr merkwürdig. Oder einen hautengen rot/blauen Anzug zu tragen, samt Unter-Überhose… Abgesehen vom Christopher Street Day dürfte das auf den Straßen sicher für Verwunderung sorgen. Warum also Batman und nicht Superman, Spider-Man oder Wonderwo-Man (…)?

Ich denke, und da kann ich logischerweise nur für mich sprechen, beim Helden Batman spielen viel mehr Gründe mit rein, die ihn so anders und interessant machen. Da haben wir auf der einen Seite einen maskierten Mann in Schwarz, der jede Nacht eine Megametropole unsicher macht, auf der Suche nach Gaunern und Verbrechern. Dabei ist seine Hauptwaffe keine übernatürliche Kraft, sondern die Angst. Er agiert im dunkeln, macht dadurch ein mehr oder weniger erschreckendes oder gruselige Bild und sorgt stets dafür, dass er theatralisch im richtigen Moment überraschend auftaucht. Batman fackelt nicht lange, erscheint von jetzt auf gleich, schlägt zu und verschwindet wieder. Ninja-Ausbildung sei Dank. Das düstere Image des knallharten Helden ist beeindruckend, die benutzten Fahrzeuge und Gadgets (ich sage nur Tumbler) sind dagegen einfach nur cool – wenn man das Wort heute noch benutzt.
Auf der anderen Seite haben wir den Mann hinter der Maske, Bruce Wayne, den gebrochenen Mann. Jener, der als Kind miterleben musste, wie seine Eltern ermordet wurden. Zwar lebt er im Reichtum, doch glücklich ist er nicht. Wayne ist traumatisiert und führt so gesehen ein scheiß Leben. Erst in Batman lebt er wieder auf, was vor dem Hintergrund seiner Vergangenheit fast schon unglaublich erscheint. Diese Tragik, dass der skrupellose dunkle Ritter wohl im »richtigen Leben« nie wieder glücklich werden kann, verpasst der Figur mehr tiefe. Und, das ist noch wichtiger, macht ihn menschlicher.
Wie schon erwähnt, ist Batman der einzige Superheld ohne Superkräfte. Das macht ihn für den Comicleser oder Filmgucker nahbarer. Es gibt keinen fiktiven Helden, der der Realität näher kommt, daher kann sich ein Ottonormal-Mensch auch eher in Wayne/ Batman hineinversetzen als in einen an Wände krabbelnden Spider-Man. Nicht wenige Gadgets, die früher noch als utopisches Spielzeug belächelt wurden, gelten heute als technisch machbar – das Anti-Haifisch-Bat-Spray mal ausgenommen. In der Fantasie ist es nur ein kleiner Sprung vom Ottonormal-Menschen zum starken Superhelden. Alles, was man dazu braucht, ist lediglich das nötige Kleingeld und die passende Ausbildung, scheint es. »Heiliger Tagtraum, Batman!«

Für mich persönlich macht die geschickte Mischung aus tragischem Menschen und skrupellosem dunklen Superhelden die Besonderheit Batmans aus. Und genau aus diesem Grund freue ich mich, dass sowohl Hollywood, als auch die Spieleindustrie momentan dem Batman-Fan ein Leckerli nach dem anderen serviert. »The Dark Knight Rises« steht 2012 an – und es wird, das weiß ich jetzt schon, ein wahres Fest, ach was red‘ ich, ein Event, ein Happening! Darüber hinaus steht im Oktober noch »Arkham City« an, der Konsolero-Ableger für Fledermaus-Fans. Ich kann also nicht klagen und hoffe, dass sich die Begeisterung nicht so schnell legen wird, nachdem der Abspann von TDKR zum hundertsten Mal über die Kinoleinwand bzw. den heimischen Fernseher geflimmert ist.



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