Hakahori

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Shinjuku Incident – Stadt der Gewalt

Denkt man an Jackie Chan, fallen einem unwillkürlich Hollywoodfilme mit wenig Handlung und viel Fuchtel-Action ein. Es stimmt, Chan ist für seine Martial Art-Filme bekannt – vor allem seine älteren Filme aus der Pre-Hollywood-Zeit haben heute einen legendären Status (ich sage nur »Drunken Master«) -, aber er kann auch anders. Zumindest versucht er sich mit anspruchsvolleren Filmen samt tieferer Story von seinem Haudrauf-Image zu befreien, ein Beispiel dafür ist »Shinjuku Incident«. eingedeutscht schimpft sich der Streifen »Stadt der Gewalt«; zwar alles andere als eine 1:1-Übersetzung, aber man kann eben vom Ottonormal-Deutschen nicht erwarten, dass er 1. Englisch versteht und 2. weiß, dass Shinjuku ein Stadtteil Tokios ist.

In dem Drama geht es um einen chinesischen Einwanderer, der in Japan auf ein besseres Leben hofft. Tietou, so der typisch asiatisch klingende Name des Migranten (Jackie Chan), landet im erwähnten Tokioter Stadtteil Shinjuku. Es dauert nicht lange, da stolpert er mehr oder weniger vom Zufall getrieben in die japanische Unterwelt. Er bewahrt einen bösen Buben vor dem sicheren Tod und erhält zum Dank die Kontrolle über größere (Stadt)Teile der Yakuza. Hass, Neid und Missgunst führen zu einer Revolte – unnötig zu erwähnen, dass diese blutig ausgeht.
Blut ist ein gutes Stichwort, denn trotz den einstudierten Martial Arts-Einlagen (die im Film wirklich sehr rar sind), mangelt es dem Film nicht an blutiger Gewalt. Ebenfalls unnötig zu erwähnen, dass nicht wenige dieser Messerstecher-Szenen durch die FSK »entschärft« wurden; in einer Szene besonders gut zu erkennen, als der Hauptdarsteller jemandem ein langes Messer in den Wanst rammt – glaube ich, denn genau da gibt es einen Cut und im nächsten Moment liegt er schon am Boden. Merkwürdigerweise wurden andere, nicht minder brutalere Szenen gänzlich im Film gelassen. Aber wer versteht schon die FSK?

Ein durchweg unterhaltsames Drama, dem lediglich etwas weniger Transparenz gut getan hätte. Die Mischung aus ruhigen, emotionalen Momenten und knallharten Auseinandersetzungen ist gelungen, ebenso wie die schauspielerische Leistung aller Akteure. Nicht zum ersten Mal beweist Chan, dass er auch ernster kann (Stichwort »New Police Story«), dieser Film reiht sich perfekt in die ernstere Sparte des Schauspielers ein. (Ob er damit wirklich sein Stunt-Image ablegen kann, ist eine andere Frage.) Hollywoodgewöhnte Gemüter dürfte der Plot unter Umständen zu platt oder zu seicht erscheinen. Da es sich hier um eine asiatische Produktion und Ausrichtung handelt, sollte man sich vorher dementsprechend darauf einstellen. Keine Explosionen, keine nervigen Verfolgungsjagden, kein Happy End(?).
Sehenswert, nicht nur für Chan-Fans.
3/5



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