Hakahori

Einen fliegen lassen

Arkham City

Das Wetter wird milder, die Bäume verlieren ihre Blätter und die Nächte werden länger. Kurzum: die düstere Jahreszeit beginnt. Ein perfekter Zeitpunkt, um den Dunklen Ritter auf die an guten Spielen unterversorgte Zockergemeinde loszulassen.
Seit dem 21. Oktober versüßt »Arkham City« der Gaming-Community den tristen Herbst. Endlich kann man sich wieder in die enge Haut des Fledermausmannes werfen, böse Buben jagen und erstmals durch einen riesigen Stadtteil gleiten. Keine Frage, dass wir, Yuri und meine Wenigkeit, uns gleich die Collectors Edition haben zukommen lassen. Aber eins nach dem anderen.

»Arkham City« knüpft an den 2009 erschienen und von Kritikern hochgelobten Vorgänger »Arkham Asylum« an. Batman, gesteuert vom passionierten Spieler, musste damals den Joker bändigen, der das berühmte Schurkengefängnis unter seine Gewalt gebracht hatte. Im Nachfolger geht es nun eine Nummer größer zur Sache: Hugo Strange hat ein weitläufiges Areal der Megametropole Gotham City abgeschirmt und alle Übeltäter, ob Kleinkriminelle oder Erzrivalen Batmans, darin verfrachtet. Bruce Wayne aka Batman stößt diese vermeintlich gute Lösung übel auf, vermutet er doch hinter dem Ganzen üble Machenschaften. Kurzerhand schleust er sich selbst in das Megagefängnis, die Stadt in der Stadt, ein und beginnt allmählich zu begreifen, worum es in »Arkham City« eigentlich geht.
Der Spieler wird also auf das erstbeste Dach geschmissen und kann nun frei entscheiden, wie er vorgehen will. Man hat freie Hand, ob man nun der Hauptmission und somit dem ans Himmelszelt geworfenen Batsignal folgen soll oder ob man sich mit einem weiten Satz in die nächste Häuserschlucht stürzt, das Cape öffnet und durch die Lüfte gleitet – immer auf der Suche nach prügelnden Schurken, grün glühenden Riddler-Herausforderungen oder einen der unzähligen Nebenmissionen. Der Hauptstrang der Story geht nie verloren. Man entscheidet selbst, wann man sich dieser widmen will.
Darüber hinaus liegt jedem Spiel ein Code bei, mit dem man sich Catwoman mit ins storytechnische Boot holen kann. Auch sie hat eine kleine Storyline, die sich hier und da mit Batmans Hauptmission kreuzt. Im sehr knappen und kurvenreichen Lack- und Lederoutfit kann man sich also auf eine Story in der Story gefasst machen, auch wenn Catwomans Part natürlich nicht an die ausufernde Spielzeit mit Batman herankommt. Nicht nur optisch ein nettes Extra, das man sich antun kann, aber nicht muss. Die Geschichte des Spiels leidet nicht darunter, wenn man den Code erstmal ungeachtet lässt. Man merkt nicht mal, dass hier und da der Catwoman-Part fehlt. Gut gelöst.
Auch wenn ich diesen Blog natürlich spoilerfrei halten will, sei nach dem Durchspielen gesagt, dass die Geschichte umfangreicher und unvorhersehbarer ist, als sie es noch im Vorgänger war. Es gibt teilweise einige Twists und Überraschungen, über die der versierte Spieler sicher erstaunt sein wird. Rundum perfekt machen es die Entwickler, indem man als Spieler den roten Faden für einen Moment verlassen muss, um einem neuen, wichtigeren Ziel nachzugehen, ohne dass es gezwungen wirkt. Nach dem Spielen hat man das befriedigende Gefühl, eine wirklich gute Geschichte, mit all ihren Höhen und Tiefen, miterlebt zu haben. Und das hat man selten in einem Spiel dieser Art.

Auch auf dem Gebiet des Gameplays gibt es weit und breit keinen ersichtlichen Grund zu meckern. An sich hat man alles beim Alten gelassen, sich also strikt an die Buttonverteilung des Vorgängers gehalten. Wieso sollte man auch ein System ändern, das tadellos und ohne jegliche Probleme funktioniert? Wer sich also schon in »Arkham Asylum« als Batman durch die Lüfte geschwungen hat, dürfte sich hier gleich in der ersten Sekunde heimisch fühlen und alle Aktionen blind ausführen können. Für Neulinge (oder Vergessliche, wie in meinem Fall) wird einem die Steuerung aber zu Beginn des Spiels natürlich noch mal ausführlich nahegebracht, sowie in den passenden, actionreichen Momenten eingeblendet.
Das Kampfsystem spielt gameplaytechnisch eine übergeordnete Rolle, muss es der Dunkle Ritter (und die räudige Katze…) doch öfters mal mit einer Übermacht an Gegnern aufnehmen – gleichzeitig. Auch hier hat man alles beim Alten gelassen: Es gibt einen festen Button für eine Aktion aka Schlagen und einen fixen Button für das Kontern. In den richtigen Momenten gedrückt, läuft alles quasi von allein, was vor allem das Handgelenk schont, denn es gibt wohl kaum ein zweites Kampfsystem, das so butterweich von der Hand geht, wie dieses. Obendrein kann man seine Prügelskills natürlich noch mit etlichen Kombos und den Einsatz von Waffen und Gadgets ausfeilen, wie jedem beliebt.
Da all das so reibungslos und flüssig abläuft, sei an dieser Stelle noch die umwerfende Optik erwähnt. Die Grafik ist für ein so weitläufiges Areal wirklich bemerkenswert gut. Neonlicht verschwimmt in der Ferne mit der Dunkelheit der Nacht. Am Horizont, lassen sich Umrisse von gigantisch anmutenden Wolkenkratzern von Gotham City erahnen. Generell ist Gotham bzw. Arkham City genau so, wie man es sich als Batman-Fan wünscht: Düster, dreckig, teils verlassen. Die heruntergekommenen Stadtteile, wie beispielsweise der Hafen oder die Amüsiermeile, könnte man fast schon als beklemmend schön umschreiben. Hier haben die Entwickler einiges an Zeit und Arbeit reingesteckt, um noch den wirklich kleinsten Winkel mit dem ein oder anderen Detail zu versehen.
Diese Liebe zum Detail setzt sich auch in den wirklich gelungenen Cutscenes fort, sowie im Design der einzelnen Charaktere und Bösewichte. Man hat nicht zwingend versucht jedem bekannten Gauner, wie beispielsweise Mr. Freeze oder Two-Face, ein neues Gesicht zu verpassen, aber alle Modelle wurden generalüberholt und designtechnisch auf den aktuellsten Stand gebracht, um es mal so auszudrücken. Abgerundet wird das Ganze durch die hervorragende Arbeit der Synchronsprecher – sowohl der deutschen als auch der englischen – und den stimmungsvollen Soundtrack.

Die erwähnte Collectors Edition lohnt sich für jeden begeisterten Batman-Fan. Neben dem Spiel (logisch) ist noch ein Art-Book enthalten, sowie ein DLC-Code zu Catwoman und der »Iceberg Lounge«-Challenge-Map. Der offizielle Soundtrack zum Spiel liegt dem Packet ebenfalls codiert bei, gefolgt von der durchaus sehenswerten animierten Episodensammlung »Batman – Gotham Knight«. Die Krönung, und er eigentliche Grund meines Kaufs der CE, ist aber die überzeugend gut verarbeitete Batman-Statue aus dem Hause Kotobukiya. Diese Figur macht auf jedem Schreibtisch, Sideboard oder Regal etwas her!

»Arkham City« ist, wie erwartet und erhofft, ein Tausendsassa in seinem Genre. In jeder Szene und jeder Ecke des Spiels merkt man, dass die Entwickler viel Zeit in dieses Projekt gesteckt haben. Die Story ist weder zu kurz noch zu lang, mit überraschenden Wendungen und immer wieder neuen Gegnern, die dem Spieler am Ende das erleichternde Gefühl geben, einen halben Marathon gelaufen zu sein. Durch die vielen Extras, wie beispielsweise den Challenge-Maps und den unzähligen Nebenmissionen, ist Langzeitspaß auch nach dem Durchspielen der Hauptstory garantiert.
Ein würdiger Nachfolger? Mehr als das! »Arkham City« setzt neue Maßstäbe und überzeugt auf ganzer Linie. Das Warten hat sich gelohnt; ich bin gespannt, ob ein Nachfolgetitel dieses Game toppen kann.



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