Hakahori

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»1Q84«

Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass ich seit einiger Zeit gerne Bücher lese – vornehmlich Werke des japanischen Schriftstellers Haruki Murakami. Seine eingehende Schreibweise lässt jeden Ottonormalmenschen für einen Augenblick in seine Fantasywelt fallen und allen Stress des Alltags vergessen. Nicht anders war es auch mit seinem letzten Roman, »1Q84«, welchen ich vor kurzem zu Ende gelesen habe. Zufrieden, will ich meinen.
Natürlich braucht es nach dem Lesen eines Buches immer etwas, bis der komplette Kontext im Hirn Wurzeln schlägt und sich gesetzt hat. Je länger und dicker das Buch, umso länger dauert es meist. Bei Murakami hatte ich nie große Probleme den Inhalt schnellstmöglich zu verinnerlichen, auch dann nicht, wenn das Ende abrupt kam oder gänzlich offen gelassen wurde. Im Fall von »1Q84« ist beides nicht der Fall, lediglich die Länge des Romans unterscheidet sich von früherer Literatur aus dem Hause Murakami: Mit knapp 1.600 Seiten ist es bisher seine längste Geschichte.

In »1Q84« verfrachtet man den Leser, wie man es eigentlich schon vermuten könnte, ins Jahr 1984. Erzählt werden die Geschichten zweier unterschiedlicher Menschen in Tokio, Aomame und Tengo, die auf unterschiedlichen Wegen in einen heiklen und obendrein phantastischen Kriminalfall verwickelt werden. Nach und nach werden beide in die Parallelwelt »1Q84« gesogen, eine Welt mit zwei Monden, und versuchen einerseits wieder zueinander als auch den Weg aus dieser unwirklichen Welt zu finden. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
Wenn ich mir einen Moment nehme und genauer darüber nachdenke, in welche Genre-Schublade ich den Roman stecken würde, wüsste ich partout keine zutreffende Antwort. Einerseits ist es ein Kriminalroman, andererseits aber auch eine Lovestory, und beides findet in einer Fantasyumgebung statt, die sich augenscheinlich nicht im Geringsten von der Realität unterscheidet. Insofern ist es also weder ein klassischer Kriminal- noch ein schmalziger Liebesroman, eher ein Mix aus allen drei Elementen, der zu unterhalten weiß.
Interessant – aber eigentlich nebensächlich – ist, dass der Roman in Japan in drei Teilen erschienen ist. Die Deutschen mussten natürlich den Lesefluss wieder unnötig durcheinander bringen, packten Buch 1 und 2 zusammen und veröffentlichten diesen im Oktober 2010. Buch 3, und somit auch der letzte Teil des Romans, erschien erst jetzt, ein Jahr später. Es muss schon mit dem Teufel zugehen, wenn man sich so ein unorganisiertes Tohuwabohu der deutschen Verlage ansieht. Traurig.
Jedenfalls bauen Buch 1 und 2 die Geschichte um beide Hauptcharaktere auf, während erst in Buch 3 der Ermittler, Uchikawa, als kriminalistisches Element die Bühne betritt und dem Leser erstmals Einblick in seine Spurensuche gewährt. Letztlich erlebt der Leser also eine Geschichte aus drei Blickwinkeln, die sich zum Ende hin überlagern und erst dann einen schlüssigen Sinn ergeben. Das hält die Spannung und zwang mich am Ende eines Kapitels direkt mit dem nächsten zu beginnen, um auch ja nichts zu verpassen.

»1Q84« ist bisher mit mein liebstes Buch von Murakami. Einzig und allein die Tatsache, dass nun wieder einige Zeit ins Land gehen wird, ehe man ein neues Murakami-Werk in den Händen halten kann, lässt das Herz des Fans beim Beenden von »1Q84« schwer werden. Da ich aber noch nicht die komplette Bibliografie Murakamis in meinem Regal stehen habe, werde ich mich so lange mit älteren Romanen über Wasser halten (müssen).



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