Hakahori

Geschenkewahn

Jedes Jahr die gleiche Leier: Während sich seit Juni (gefühlt) die Schoko-Weihnachtsmänner in den Supermarktregalen tummeln, schleicht sich schon die Weihnachtshysterie klammheimlich von hinten an. Es ist nur noch eine Frage von wenigen Tagen bis »Last Christmas« auf jedem Radiosender zu hören sein wird, zum geschätzten tausendsten Mal. Geht mir das auf die Nüsse? (Hier spare ich mir mal einen Nussknacker-Witz.) An sich ja, denn nur eine passende Weihnachtsstimmung kann einen über diesen Wahnsinn hinwegsehen lassen, die Hysterie ausblenden und die Zeit einfach erträglicher machen.
Und ja, irgendwie bin ich jetzt schon in einer leicht euphorischen Weihnachtsstimmung. Ich habe gefallen daran gefunden, anderen Menschen Geschenke zu machen. Dabei spreche ich natürlich nicht von irgendwelchen fremden Typen, die mir auf der Straße begegnen. Ich meine auch nicht aktuelle oder verblichene Kolleginnen und Kollegen. Und erst recht meine ich damit keine Klassenkameraden von vergangenen Tagen, die einen schon längst nicht mehr mit dem Arsch ansehen – außer sie wollen etwas von einem.
Ich bin kein Fan vom kommerziellen Weihnachtsfest, wo sich verhasste Gegner für drei Tage heuchlerisch in den Armen liegen und auf beste Freunde machen. Einmal im Jahr, finde ich, sollte man sich dennoch die Zeit nehmen, besonderen Menschen irgendwo mitzuteilen, dass sie einem etwas bedeuten. Ich nutze das Weihnachtsfest so sinnvoll wie möglich und beschenke die Leute, die mir etwas im Leben bedeuten und einen Teil davon einnehmen, ob es nun ein größerer oder ein kleinerer Teil ist. Glücklicherweise sind es dieses Jahr schon mehr als die vergangenen Feste – ein gutes Zeichen, will ich meinen.

Es klingt immer leicht schnulzig, wenn ich es so oder so ähnlich anderen Leuten erkläre. Irgendwie scheinen es nur wenige nachvollziehen zu können, dass einem Verschenken doch letztlich mehr gibt als ein ständiges Verlangen nach immer größeren und teureren Geschenken. Sich erst mal ein Geschenk ausdenken, es besorgen, es verpacken, vielleicht noch eine nette Karte dazu schreiben, verschicken, done. Der Gedanke an das glückliche, überraschte oder mitunter auch entsetzte Gesicht des Beschenkten beim Auspacken allein macht die Sache für mich aus. Das passende Geschenk zu finden, stellt sich jedes Jahr auf‘s Neue als ein tückisches Glücksspiel raus.
Noch schlimmer als das Finden eines perfekten Geschenkes, ist mittlerweile das Wünschen. Ich habe damit mittlerweile so meine Probleme, auch wenn ich das im Kindesalter nie von mir gedacht hätte. Klar, mit der Zeit lassen die Wünsche nach, denn man verdient selbst Geld und kauft sich ab und an das, was man gerne haben möchte. Das bedeutet auf der anderen Seite aber natürlich nicht, dass ich wunschlos glücklich bin; nur sind meine Wünsche entweder viel zu teuer oder mit Geld nicht zu bezahlen. Was soll man sich also schenken lassen, wenn man genau weiß, wenn man keine Wünsche äußert, einem wieder neue Socken- oder Unterhosenpaare drohen?!
Bücher? Nein, habe ich momentan genug. Blu-Rays oder Games? Hm, welche? Keine Ahnung. Geld? Geld verschenkt man nicht!
Es ist gar nicht so leicht mir etwas schenken zu wollen, wenn ich nie einen realistischen Traum oder Wunsch äußere. Aber hey, darum geht es an Weihnachten ja auch gar nicht! So rutscht man wieder viel zu schnell in den Schenkzwang und ins Kommerzielle. Man sollte einfach die Zeit genießen (Stichwort Ferien/ Urlaub) und optimistisch hoffen, dass das im sterben liegende Jahr bald endet und das kommende noch einen Tick besser wird.
Darauf einen heißen Glühwein…



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