Hakahori

Durch den Alltag

Wie schafft man es eigentlich, sich jeden Morgen um fünf Uhr in der Früh aus dem allzu kuscheligen Bett zu schälen, eine Stunde Bahnodyssee auf sich zu nehmen und dann acht bis manchmal elf Stunden im Büro zu verbringen – mit dem Wissen im Hinterkopf, dass es sich am nächsten Tag wieder genau so abspielen wird? Eine sadistische, selbstzerstörerische Ader, eiserne Disziplin oder das designierte Beugen gegenüber der »Arbeits«gesellschaft?
Man hat vielleicht mitbekommen, dass ich zurzeit aus meiner Arbeitswut nicht mehr rauskomme. Es gibt sehr viel zu tun, was Überstunden und auch das Arbeiten am Samstag nicht zu einer Ausnahme macht. Darüber hinaus stresst mich die Suche nach einer eigenen Bleibe im Privaten, ebenso wie die damit verbundenen, frustrierenden Absagen. Man hat schlichtweg keine Zeit mehr für sich selbst (geschweige denn für Freunde), kein Privatleben. Trotzdem drehe ich noch nicht durch. Wie das?!

Die erste Sache, die einem bzw. mir durch den Alltag hilft, ist das Schaffen von Etappen. An sich ist der Arbeitstag ja so schon in »Etappen« oder Abschnitte unterteilt, durch die Frühstücks- und die Mittagspause. Man kann sich aber weitere schaffen, wie beispielsweise ein (Beruhigungs)Tee zu einer bestimmten Uhrzeit oder ein netter Plausch mit einer Kollegin am Nachmittag, etc. Durch das Schaffen von Etappen gliedert man sich den Arbeitstag, meiner Meinung nach, besser ein. Ohne auf die Uhr gucken zu müssen, weiß man dann in etwa, wo man am Tag steht und was noch erledigt werden muss. Und gerade das – der vermiedene Augenkontakt mit der tickenden Uhr – ist nicht unwichtig.
Je weniger man auf die Zeit achtet und je mehr man folglich konzentriert bei der Arbeit ist, umso schneller vergeht die Zeit. Zeit ist, wie ein der heutigen »Alta«-Jugend sicher maßgeblich unbekannter deutscher Wissenschaftler einst schon herausfand, relativ. Jeder Mensch nimmt sie anders wahr, mal schneller und mal langsamer. Vergeudet man keine Zeit darauf ständig auf die Uhr zu linsen, vergeht sie (nach meiner Erfahrung) schneller. Also meidet das tickende Ding!
Generell sollte man sich auf die Arbeit konzentrieren und sich nicht nebenher beispielsweise um den Feierabend oder sonstige Dinge Gedanken machen. Dass man seinen Arbeitseifer mal durch solche Ablenkungen drosselt, ist normal und notwendig, um den Verstand nicht gänzlich zu verlieren. Wenn man aber den ganzen Tag an ein Treffen mit Freunden am Wochenende oder ähnlich ablenkende Dinge denkt, zieht sich der Tag nicht nur wie ein ranziges Kaugummi, einem unterlaufen unter Umständen auch noch Fehler. Also lieber nicht so viel grübeln, sondern sich um das kümmern, warum man überhaupt an diesem unsäglichen Ort seine 40 Stunden in der Woche verbringt.

Der »nicht nachdenken«-Tipp ist übrigens auch der Grund, warum ich jeden Tag automatisiert aus dem Bett und in die nächste Bahn steigen kann (natürlich nicht direkt, aber ihr wisst schon wie ich das meine). Wenn bei mir der Wecker klingelt, denke ich nicht viel über den anstehenden Tag nach, sondern stehe einfach auf. Und tue ich es dann doch mal, das Nachdenken, ertappe ich mich selbst dabei, dass ich ernsthaft nicht weiß, was für einen Tag wir haben. Unwichtig. Jedenfalls vergeude ich weder Zeit noch Denkarbeit und überlasse die morgendliche Routine meinem Automatismus. Erst wenn ich in der Bahn wieder aufwache und an meinem Bestimmungsort aussteige, fährt das Hirn so langsam hoch.
Na gut, eigentlich passiert das erst mit dem ersten Kaffee.
Wer nachdenkt, hat schon verloren. Denn dann grübelt man automatisch über den langen Tag, die Dinge, die noch anstehen und weitere Unannehmlichkeiten, auf die man mal so gar keine Lust hat. Am Liebsten würde man dann einfach im Bett liegen bleiben, klar. Dass man deswegen aber nicht »hier« ist, atmet und lebt, sollte aber auch selbst den faulsten Kerlen da draußen klar sein. Überlasst diesen Lebensstil lieber den armen Schmarotzern oder den reichen Nichtstuern. Das Leben ist zum Schaffen da; frei nach dem Motto: ruhen kannst du, wenn du tot bist.

Ach ja, und dann hat man ja irgendwann auch noch Feierabend. Was macht man dann zu Hause, wenn einem noch etwas vom Tag geblieben ist? In letzter Zeit habe ich von dieser Freizeit immer weniger, daher ist das für mich nicht leicht zu beantworten. Hat man gar nichts zu tun, sollte man sich selbst Projekte schaffen, an denen man arbeitet. Vielleicht liest man aber auch mal ein gutes Buch und nimmt sich pro Tag einige Kapitel vor. Da gibt es quasi unendliche Möglichkeiten, die jeder für sich selbst festlegen muss.
Ich komme, wie gesagt, momentan zu nichts. Ich zocke nichts, lese kaum mehr und das einzig laufende Projekt ist dieser Blog. Momentan reicht mir das aber auch aus. Mit mehr Zeit nehmen auch die Aktivitäten in Sachen Hobbys wieder zu und mein Leben wird auch irgendwo wieder lebendiger. Zumindest hoffe ich das.



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