Hakahori

Altmodisch

Dieses Motto könnte man nicht nur auf meine neu entfachte Affinität zu Schallplatten (ja, Schallplatten) beziehen. Wenn ich mich so umsehe, entdecke ich viele Dinge, die in der heutigen Zeit eigentlich nichts mehr zu suchen haben. Beispielsweise ein alter iPod nano, randvoll mit Musik bestückt, den die Eier legende Wollmilchsau iPhone eigentlich völlig sinnfrei macht; Kalender, hier und da, die mit Terminen und Daten vollgekritzelt sind und bei mir eben nicht (nur) digital existieren; herumliegende Wälzer, die neben dem modernen Kindle ein paralleles Leben führen usw. Diese Liste setzt sich jetzt mit Fotografien fort.
Ja, ich lasse manche (bei weitem nicht alle) Bilder entwickeln – und das in einer Zeit, in der man doch alles so schön digitalisiert ordnen und sammeln kann. Ich beuge mich dem Thema, unlängst von einem Arbeitskollegen angefangen, und frage mich nach dem »Warum«. Warum Bilder entwickeln lassen?

Erst mal müsste man sich die Frage stellen, warum ich überhaupt Bilder mache und wovon. Eigentlich von allen außergewöhnlichen Aktivitäten, wie beispielsweise Urlaub oder andere, kleinere Reisen/ Ausflüge. Schnappschüsse kann man dank der in allen Smartphones integrierten Digitalkamera schnell und ohne größere Probleme machen. Und wieso? Natürlich zum Erinnern! Wieso sonst sollte man auch Bilder machen?
Bilder sind nun mal dazu da, um sich auch später lebhaft an Orte, Dinge, Menschen und auch Gefühle zu erinnern. Und genau darum geht es, um das Gefühlte beim Betrachten von alten Erinnerungen.
Es geht, wie in vielen Dingen, um das Feeling. So praktisch digitale Kopien bzw. Sicherungen von Bildern sind, das richtige Gefühl will beim Betrachten auf dem Bildschirm nicht aufkommen. Zu steril, zu kühl. Es ist ähnlich wie mit den Büchern. Ob man nun ein ultraflaches, leichtes Kindle in der Hand hält oder ein dickeres Buch, mit den physisch umzublätternden Seiten – es ist definitiv ein Unterschied, ein gefühlter.

Erst vor kurzem ist es mir (wieder mal) passiert, dass mir mein Kurzzeitgedächtnis einen Streich gespielt hat. Ohne es zu wissen, habe ich in meinem in Kisten verstauten Chaos gekramt und stieß dabei auf ein Bild, was ich mit dem Handy geschossen hatte und dann entwickeln ließ. Die Entstehung des Bildes war nicht lange her und den Moment der Aufnahme hatte ich natürlich nicht vergessen, aber die Tatsache, dass ich dieses Bild tatsächlich habe entwickeln lassen und es dort verstaut hatte, hatte ich nicht mehr auf dem Schirm. Es war eine Überraschung und hat, darum geht‘s ja, Gefühle ausgelöst. Gefühle und Gedanken über die Zeit, den Moment, den Menschen (in diesem Fall) usw.
Genau dafür lasse ich manche Schnappschüsse entwickeln. Dafür und für eine zukunftsorientierte Utopie meinerseits.

Später, in zehn, zwanzig oder noch mehr Jahren, sehe ich mich auf dem Dachboden oder im Keller, eine alte, in Vergessenheit geratene Kiste entstauben. Ich will meinen alten Kram, der sich mit der Zeit in eben jenen Räumen angesammelt hat, entrümpeln und stolpere zwangsläufig über die ein oder andere Kiste von Bedeutung. Ich mache sie auf und werde überrascht sein über die Bilderflut; überschwemmt von Gefühlen. Aufgenommene Erinnerungen, denen ich nachhängen werde. Orte, Dinge und Menschen, die es (so) nicht mehr geben wird. Aber die erinnerten Gefühle bleiben.
Ich sehe es deutlich vor mir.



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