Hakahori

Veränderungen

Es ist mal wieder an der Zeit, einen etwas tiefsinnigeren, selbstkritischeren Blog zu kredenzen. Ich bin jetzt 25 Jahre alt, ein Vierteljahrhundert, wie es ein Kollege treffend formulierte, und die Frage, die sich mir stellt, ist: Fühle ich mich so? Und vor allem: Habe ich mich innerhalb dieser 25 Jahre großartig verändert?
So eine an sich selbst gerichtete Frage treffend zu beantworten ist schier unmöglich. Nur eine Person, die mich über all diese Zeit begleitet hätte, könnte sich darüber eine wirklich objektive Meinung bilden. Dennoch versuche ich das erste Viertel meines Lebens irgendwie zusammenzufassen.

Wenn es um die Frage der Veränderung geht – also: habe ich mich im Laufe der Jahre verändert? -, kann ich diese gleich mit einem klaren »ja« beantworten. Logisch, immerhin entwickelt sich jeder Mensch von einem Kind über einen Jugendlichen zu einem Mann; später dann jäh zu einem Midlife Crisis-Wrack bis hin zum Rentner. Veränderungen und Entwicklungen macht jeder durch. Abgesehen von den biologischen, natürlichen Wandlungen, spielen aber immer auch unterschiedliche Faktoren mit, die einen Menschen so formen, wie er (momentan) ist.
Auf der Hand liegt, dass man sich rein äußerlich, also körperlich verändert hat. Klar, das muss man gar nicht mehr großartig erläutern. Gesundheitlich habe ich mich mittlerweile auch eingependelt. Als (Klein)Kind war ich oft krank; meine Mutter hat extra eine ellenlange Liste angefertigt, die all meine Wehwehchen kleinlichst dokumentiert. Einige davon, wie beispielsweise Allergien oder Migräneattacken, sind erhalten geblieben, andere glücklicherweise gänzlich verschwunden. Von größeren Grippe- oder Virenattacken bin ich aber schon länger verschont geblieben, genau so wie von schmerzenden Knochenbrüchen o.ä. *aufHolzklopf* Hinzu kamen Kreislaufprobleme, einerseits aus erblichen Gründen, andererseits wegen meines überschaubaren Gewichts. (Im Laufe meiner Ausbildung und des Zivildienstes, habe ich locker zehn Kilo abgenommen, was mich jetzt auf knapp 60kg bringt. Damit habe ich (noch) kein Untergewicht, bringt aber, wie gesagt, seine Probleme mit sich.) Aber nun gut, irgendwas ist ja immer.

Der Freundeskreis hat sich mit den Jahren deutlich verkleinert. Zu Schulzeiten ist es noch ziemlich einfach, sich ein kleines, soziales Umfeld aufzubauen. Aus Klassenkameraden werden zwangsläufig Freunde – vorausgesetzt man hat Interesse an so etwas wie Freundschaft. Wer in dieser Zeit echte Freunde gefunden hat, ist zu beneiden, denn ich habe das nicht geschafft. Nur ein einziger Kontakt bleibt mir aus gut 15 Jahren Schulzeit (wenn ich mich nicht verrechnet habe). Und auch dieser Freund würde für mich keine Kugel abfangen, was wohl auf Gegenseitigkeit beruht und in diesem Zusammenhang die Definition von »Freundschaft« in Frage stellt. Alle anderen ehemaligen Kameraden sind verschollen, gehen ihrem eigenen Leben nach und verschwenden keine Gedanken an vergangene, verblasste Menschen. Wieso auch? Man lernt ja mit der Zeit neue kennen.
Ich bin kein leutseliger Mensch und kann darüber hinaus nicht mit jedem, daher ist mein Freundeskreis, um es mal salopp zu sagen, ziemlich übersichtlich. Aber das stört mich nicht. Im Gegenteil. Es kommt immer auf die angesprochene Definition von Freundschaft an. Bei mir dauert es ziemlich lange, bis ich jemanden als Freund oder Freundin betiteln würde, ganz einfach aus dem Grund, weil mehr dazu gehört, als sich nur ab und zu zu treffen, zu feiern oder zu labern. Wellenlänge und Sympathie muss stimmen, wie in so vielen Dingen, gefolgt von der wichtigsten Eigenschaft: Vertrauen. Geben und Nehmen. Wenn ich merke, dass die Sache zu einseitig wird und ich letztlich nur ausgenutzt oder verarscht werde, breche ich den Kontakt ab. Alles schon vorgekommen; es wird auch nie enden. Das ist nicht immer leicht, aber nun mal von Nöten, wenn man sich selbst schützen will. Richtig, richtig, richtig gute Freunde kann man, wenn man Glück hat, an einer Hand abzählen. Meine Meinung.

Mein Humor hat sich mit den Jahren eigentlich kaum verändert. Immer noch mag ich Situationskomik, schwarzen Humor, Ironie und Sarksamus, kann aber auch dämlich rumalbern. Gut möglich, dass ich schon immer so war, aber einen gewissen Teil tragen auch Menschen dazu bei, mit denen man sich die metaphorischen Bälle hin und her schmeißen kann. Die wohl einzige Eigenschaft, die mit der Zeit so in mich fuhr, ist der nonverbale Humor. Ich höre immer wieder, dass vor allem meine Mimik Bände spricht und je nach Situation keine witzigen Worte mehr nötig sind. Das war, da bin ich mir sicher, nicht immer so. Wüsste aber auch nicht, wie das entstanden ist.
Humor ist generell mein (einziger) kommunikativer Schlüssel um Kontakte zu knüpfen. Ein Eisbrecher, sozusagen. Ich merke schnell, ob ich mit einem Menschen humortechnisch kann oder nicht – und je nachdem ist er mir dann von Grund auf sympathisch oder nicht. Ohne Humor geht es bei mir einfach nicht.

Wenn ich so darüber nachdenke, formt sich ein Charakter an sich wie ein Klumpen Lehm, der Tag für Tag von Menschen und Ereignissen beeinflusst wird. Dinge, die man erlebt hat – gute wie schlechte -, machen einen Menschen zu dem, was er ist.
Würde man mich aus der Distanz im Alltag beobachten, wäre man sicher verwirrt, denn was das angeht, habe ich zwei Gesichter. Im Büro, unter Menschen, bin ich freundlich, nett zuvorkommend und lache viel (und gern). Jenseits davon, setze ich, ohne es zu wissen, ein Pa Pa Pa Pokerface auf. Dann wirke ich eher distanziert und introvertiert, manchmal auch verbittert. Vor allem, wenn ich gedankentrunken durch die Straßen schlendere, dürfte das der Fall sein. Dann beschäftigt sich mein Kopf nicht damit, wie ich nach Außen hin wirke, sondern grübelt über Gott und die Welt. So wurde ich nun mal mit den Jahren geformt. In eine oberflächliche, kalte Familie hineingeboren zu werden, immer unterschätzt und unterbuttert, verarscht und wie der letzte Dreck behandelt zu werden, hinterlässt Spuren. Irgendwann schottet man sich automatisch ab, ohne es zu merken und dann spielt das angesprochene Vertrauen die größte Rolle im Leben. So scheint es bei mir zumindest der Fall zu sein.

Ich habe mich also verändert – und das nicht immer zum Guten. Es gibt einige Ecken und Kanten, die ich gerne glätten oder ungeschehen machen würde, aber so läuft es nun mal nicht. Dinge, die passiert sind, sind passiert und haben unlängst Folgen mit sich gebracht. Ich bin mir nicht mal sicher, ob man selbst Einfluss darauf nehmen kann, wie man sich verändert. Inwieweit kann man seine eigene Richtung »steuern«? Klar, man kann von Drogen etc. Abstand halten und so einem existenziellen Desaster aus dem Weg gehen, aber manche Dinge sind weder vorhersehbar noch veränderbar. Man muss nur an einen falschen Menschen geraten, eine falsche Entscheidung treffen oder zur falschen Zeit an einem falschen Ort sein. Egal was passiert, es prägt einen. Die Kunst dabei ist es, nicht den Verstand und die Hoffnung zu verlieren. Positiv denken und positiv handeln. Karma?
Manche Dinge ändern sich mit der Zeit, andere kann man nicht verändern, selbst wenn man es wollte.
Wichtig ist, dass man in Bewegung bleibt und sich stetig weiterentwickelt. Veränderungen, ob gut oder schlecht, bringen einen weiter und machen das Leben erst interessant. Ein weiser Mann sagte einmal Worte, die es auf den Punkt bringen:

»People say I‘m the one who changed the most, but really that‘s what I see life is about. You have to change.«



Keine Kommentare

  1. WiinDSk8ter sagt:

    In vielerlei Hinsicht verläuft mein Leben ähnlich dem Deinem. Auch meine guten Freunde kann ich an einer Hand abzählen. Mit wenigen unternehme ich was und die meisten kennt man beiläufig und sagt sich mal „Hallo“ oder kommt auch selten mal in einen kurzen Smalltalk. Bei mir scheitert es meist an der ersten Kontaktaufnahme, danach kann ich mich auch gut mit anderen Personen unterhalten. Aber vielleicht greifen meine Freundin und ich uns dann gegenseitig unter die Arme sobald der Umzug in trockenen Tüchern steht und sie zu ihrem Studium antritt. Dann werde ich sicherlich auch Abends in eine Bar mit ihr gehen, was mit meinem aktuellen Freundeskreis auch gar nicht richtig möglich ist und dort hoffentlich auch mal wieder mehr unter Leute kommen.