Hakahori

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Schwarz auf Weiß

Ich erinnere mich an meinen verstörten Blick, als ich vor einem Jahr hörte, dass ein Ballett-Film als heißer Oscar-Kandidat gelten sollte. Fünf mal nominiert, immerhin einen Academy Award erhalten – dank Natalie Portman. Soso, ein Ballett-Film, darauf kann ich verzichten. Dank eines Freundes, der mitunter die Filmleidenschaft mit mir teilt, kam ich jetzt in den Genuss dieses Psycho-Thrillers. »Black Swan«.

Die Geschichte einer strebsamen, ehrgeizigen Ballerina, die es bis nach ganz oben schaffen will. Harte Arbeit und ein hohes Maß an Belastung verschaffen der Hauptdarstellerin, gespielt von der erwähnten Natalie Portman, die Hauptrolle im aufgepeppten Stück von »Schwanensee«, in der sie sowohl den weißen als auch den schwarzen Schwan in einer Doppelrolle verkörpern soll. Ihre Psyche bröckelt nach und nach vor sich hin und sie verwandelt sich, bildlich gesprochen, selbst von einem weißen in einen schwarzen Schwan.
Ja, ich weiß. In so einem Film wird natürlich auch getanzt und so‘n Kram. Aber ich war selbst überrascht, wie wenig davon an sich zu sehen war. Was mich den ganzen Film über unterhalten hat war die bildhafte Manie der Darstellerin, wie sie langsam beginnt Dinge zu halluzinieren und durchzudrehen, sodass selbst der Zuschauer mit der Zeit nicht mehr zwischen Einbildung und Wirklichkeit unterscheiden kann. Im Laufe des Films wird einem klar, dass diese Frau ernste Probleme im Oberstübchen hat – was sie letztlich zum Äußersten führt. Ihr Ziel: die Perfektion. Und eben diese Steigerung, vom Mauerblümchen zum egomanischen Monster, macht den Streifen meiner Meinung nach aus.
Leute, die nicht für Metaphorik oder Poesie zugänglich sind, sollten übrigens die Finger davon lassen. Ebenso Menschen mit einem schwachen Herzen, denn hier und da gibt es einige TADA-Szenen, die mit aufgedrehter Lautstärke immer, wirklich immer, den besten Effekt bringen. Ich denke Thriller-Liebhaber wissen, wovon ich spreche. Aber selbst die leisen, unscheinbaren Szeneschnipsel können einen verfolgen. Mir gruselte vor allem die an sich harmlose Szene, in der Madame Ballerina an einem gemalten Bild vorbei ging, dessen Augen sie auf einmal verfolgten. Das war noch relativ früh im Film und bis dahin hat der Regisseur auf metaphorische oder ähnliche stilistische Mittel verzichtet. Umso mehr hat dieser Effekt reingehauen. Aus einer geerdeten Story wurde plötzlich Psychoterror.

Ein rundum fesselnder Thriller, der es verdient hat, dass man seine Vorurteile bezüglich des Balletts zumindest für die Laufzeit des Filmes über Bord wirft. Es lohnt sich – nicht zuletzt wegen der herausragenden, ausgezeichneten Performance von Portman. Zu empfehlen!

Am Rande dieses Zelluloidhighlights seien noch »Alien« und »Total Recall« zu erwähnen, letzteres natürlich die Originalversion mit Arnold Schwarzenegger. Zwei Filme, die wir uns ebenfalls am Abend schmecken ließen.
Kaum zu glauben, aber ich hatte vorher noch nie – nicht in den abertausenden Wiederholungen im Fernsehen – einen »Alien«-Film gesehen. Ich bin nicht wirklich ein Gruselfreund, aber bei diesem Streifen war das sowieso kein Thema. Das, was 1979 gruselig war, ist heute eher seichtes Unterhaltungsprogramm. Da gibt es in jeder »Lindenstraße« mehr Splattergewalt als dort. Aber darauf kommt es ja nicht an. Für seine Zeit war es ein außergewöhnlich guter Film. Vorhersehbar, aber außergewöhnlich gut. Hat mir gefallen.
»Total Recall« hatte ich über die Jahre meines Seins in Fetzen mal im Free-TV gesehen, diese und jene Szene. Ganz aber noch nie, was ich somit auch wieder nachholte. Gut, der Plot ist ähnlich überzeugend wie Schwarzeneggers schauspielerische Tiefe, aber dennoch weiß der Film zu unterhalten. Er ist einfach verrückt, bietet aber – für seine Zeit – überraschend gute visuelle Effekte. Teils überraschend gut, teils einfach nur zum Schießen. Unterhaltung pur, die das Remake wohl, nach ersten Berichten, nicht toppen kann. Ohne Schwarzenegger wird das auch nichts.

Filme über Filme. Mein Bedarf ist vorerst gedeckt, zumindest bis zum nächsten Filmabend. Widme ich mich vorerst also mal den unzähligen Serien, die geschaut werden wollen. Dazu später mehr.



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