Hakahori

Bond, James Bond

Ursprünglich wollte ich zum runden, fünfzigsten Geburtstag des wohl bekanntesten britischen Geheimagenten der (Roman- und Film)Welt einen ehrenvollen, würdigen Blog schreiben, bis… ja, bis ich gemerkt habe, dass ich das unlängst getan hatte. Ich war mir selbst, wie nicht selten, bereits einen Schritt voraus.
Stattdessen gönne ich Agent 007 diese Zeilen, indem ich mir selbst die Frage stelle: Welcher Darsteller war der beste bzw. schlechteste? Welcher der 22 bisher erschienenen Filme sagte mir eher zu bzw. eben nicht?

# Pöser Pursche
Jeder Bond-Streifen bringt auch einen obligatorischen Bösewicht mit sich. Einen diabolischen Gegenspieler, der meist das Ziel verfolgt, die Welt in Schutt und Asche zu legen oder irgendwie anders nach Macht zu streben. Bonds Gegenspieler muss demnach charismatisch und bedrohlich zugleich erscheinen – und letztlich dem Zuschauer im Gedächtnis bleiben.
Dass die letzte Eigenschaft bei weitem nicht immer der Fall ist, beweisen bei mir irgendwie alle Brosnan-Filme. »GoldenEye« trumpfte noch mit General Ourumov bzw. auch Janus auf, doch alles danach geriet bei mir in Vergessenheit. Der wohl schwächste und farbloseste Bösewicht der Bond-Geschichte ist – na, wie hieß er noch… – Dominic Greene. Na, klingelt‘s? Nein? Eben! Gemeint ist der kleine Franzose aus »Ein Quantum Trost«. Dieser war vielleicht böswillig, durch seine minimale Größe und praktisch gar nicht vorhandenen Präsenz aber alles andere als bedrohlich. Man könnte ihn leicht mit einem Chihuahua vergleichen, der zwar bellt/ quietscht und mit den Zähnen fletscht, aber letztlich niemandem wirklich Schaden zufügen kann. Langweiliger kann ein böser Bube in der Welt von 007 nicht sein.
Auric Goldfinger – aus dem gleichnamigen Klassiker – gefällt mir da schon eher und ist irgendwo unerreicht. Ein runder Mann mit deutschen Wurzeln. Gut, er wirkt im ersten Moment auch nicht wirklich bedrohlich, aber seine Intelligenz, sein Masterplan, seine Möglichkeiten und – ganz wichtig – seine Präsenz machen ihn aus. Er hatte Bond am Schlafittchen und war bisher der einzige, der ihn in ernste Todesangst versetzen konnte (welcher Mann bangt nicht um sein Wohl, wenn ein Laser auf‘s Gemächt gerichtet ist?). Goldfinger ist in sich gekehrt, ruhig und doch durch und durch böööse. Darüber hinaus stammt einer der wohl legendärsten Sätze aus seinem Mund, als Bond ihn fragt, ob er erwarte, dass er spricht. Worauf er lässig antwortet: »Nein, Mister Bond, ich erwarte von Ihnen, dass sie sterben!«

# 007 Himself
Uh, jetzt kommt die heiß diskutierte Kategorie: Welcher Bond-Darsteller ist der ultimative James Bond? Seit Anbeginn der Serie gibt es ein hartnäckiges Lager an Fans, die Sean Connery als DEN Bond halten. Aber warum? Ja, er war der erste 007-Darsteller und kein schlechter. Aber so pauschal ist die Frage gar nicht zu beantworten.
Jeder Schauspieler brachte einen anderen Charakter auf die Leinwand. Craig ist derzeit die harte, kantige, gefühlskalte Version des Agenten. Moore war die Ulknudel, immer mit einem süffisanten Spruch auf den Lippen. Brosnan war der Gentleman und Sunnyboy, Dalton der Brutalo und Lazenby ein hochgewachsener Charmeur. Connery war irgendwo von allem etwas, was ihn für mich aber nicht zum besten Darsteller macht.
Roger Moore hat mit die meisten 007-Filme gedreht, die allesamt unterhielten, aber gleichzeitig so tiefgründig wie ein Schnapsglas und so flach wie Holland waren. Er hat dem Charakter Bond – meiner Meinung nach – insofern geschadet, weil er ihn eher als Clown verkörperte und nicht als ernst zu nehmenden, tötenden Geheimagenten. Darüber hinaus verkörpert er auch optisch nicht den Bond, den man sich so vorstellte.
Pierce Brosnan war der erste Darsteller, der optisch irgendwo genau passte, aber immer noch lasch rüberkam. Hätte man ihm die Härte von Daniel Craig zugetraut (abgesehen von besseren Filmen natürlich), wäre er wohl der perfekte 007-Darsteller gewesen. Craigs kühle Art gefällt mir da schon eher, auch wenn es die Drehbuchautoren hier und da gerne mal übertreiben. Hier schwanke ich also zwischen Brosnan und Craig.

# Bond für die Ohren
Tüdeldü! Das Hauptthema von James Bond kennt wohl jedes Kind. Darüber hinaus kommen sich aber auch etliche Künstler in die Haare, wenn es um den Titelsong eines Filmes geht. Von Dame Shirley Bassey über Sir Tom Jones und Sir Paul McCartney, bis hin zu Madonna und Adele – jeder hatte mal die Ehre einen Song zu trällern.
Madonna? Ja, Madonna kam ebenfalls zu dieser Ehre – »Stirb an einem anderen Tag«. Erinnert sich noch jemand? Nicht wirklich?… Ich muss nicht viel mehr sagen. Madonnas Beitrag ist für mich der schlechteste Bond-Song. Auch wenn das Gespann um Jack White und Alicia Keys (»Ein Quantum Trost«) gefährlich nah an diese miese Qualität herankommen.
Die erwähnte Diva und lebende Legende Dame Shirley Bassey hat derweil das geschafft, was bisher noch niemand erreichen konnte: Sie trällerte gleich drei Bond-Titelsongs, darunter mein Favorit: »Goldfinger«. Ohne Frage ist diese Melodie ein Klassiker und geht so schnell ins Ohr, dass man ihn noch tagelang mit sich rumträgt. Der ausgezeichnete, klare Sing-Sang und die eingehende Melodie lassen auch über den etwas nichts sagenden Songtext hinwegsehen. So oder so, unerreicht.

# So viele Filme
Kurz bevor Bond Nummer 23 in die Kinos kommt, die abschließende Frage: Welchen Film sollte ein Unwissender unbedingt gesehen haben bzw. welchen eher nicht?
Zweitere Frage kann ich unumgänglich, ganz schnell beantworten: »Ein Quantum Trost«. Marc Forster führte Regie und sorgte mit seinen hektischen Schnitten und der Shaky-Cam für Irritationen bei den entnervten Zuschauern. Darüber hinaus waren die Schauspieler wenig überzeugend und der Plot einschläfernd, eindimensional und einfach schlecht. Ohne Frage der schlechteste Bond-Film aller Zeiten; dicht gefolgt von »Stirb an einem anderen Tag«.
»Goldfinger«, »GoldenEye« und »Casino Royale« sind meine Top-Favoriten. Ich glaube, ich kann mich zwischen diesen drei Filmen nicht wirklich für den besten entscheiden. Alle drei haben ihre guten und schlechten Seiten. Sie erstrecken sich von einem Klassiker über eine Auferstehung bis hin zur Modernen. Für jeden ist etwas dabei, deswegen will ich mich in dieser Frage nicht auf einen einzelnen Streifen festlegen. Es gibt also drei Gewinner!

Natürlich sind alle Angaben ohne Gewähr, denn es dauert nicht lange, dann habe ich mir »Skyfall« zu Gemüte geführt – und dann kann die ganze Sache schon wieder anders aussehen. Ich bin gespannt auf den neuen Bond, wie schon so lange nicht mehr.



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