Hakahori

Das Jahr 2012

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»Früher war alles besser« gehört zur gleichen Floskelkategorie wie »die Zeit vergeht immer schneller«, so viel ist klar. Wenn ich rückblickend das Jahr 2012 für mich noch mal Revue passieren lasse, fallen mir schon viele Dinge ein, die passiert sind. Die 365 Tage sind für mich also, gefühlt, nicht wirklich schnell vorbei gerauscht. Der Dezember allerdings, der kam dann doch irgendwie wieder total überraschend.
Jahresrückblicke sind keine leichte Sache. Wie schafft man es, ein ganzes Jahr für sich in einem Blog abzuarbeiten, halbwegs interessant und unterhaltsam zu umschreiben, es zu werten und daraus dann ein persönliches Fazit zu ziehen? Was sollte von den Dingen, die passiert sind, erwähnt werden und was nicht? Was ist irrelevant oder eventuell zu privat? Ich stelle mich gerne dieser Herausforderung, auch dieses Jahr wieder.

2012 fing – und ja, ich gehe am Besten chronologisch vor – an sich schon nicht schlecht an. Die Nacht zum neuen Jahr verbrachte ich das erste Mal in Köln, unter der Hohenzollernbrücke mit einem Freund. Das pure Chaos brach aus, als 2012 wortwörtlich eingeläutet wurde. Schon standen wir im stinkenden Rauch und in Mitten von herumfliegenden Böllern und Raketen. Auch wenn das nicht wirklich nach etwas Besonderem klingt und man den Dom oder irgendwas von Köln durch den dichten Nebel gar nicht mehr sehen konnte, ist mir dieser Jahreseinstieg gut in Erinnerung geblieben. Viel Lärm; die Frage war: um Nichts?

Was mein Hauptziel, das finden einer eigenen Bleibe, für das Jahr 2012 anging, kam ich relativ schnell voran. Aber vorher musste noch geackert werden. Das erste Quartal war anstrengend, es gab auf der Arbeit viel zu tun. Zehnstundentage waren keine Seltenheit und auch samstags musste des Öfteren geklotzt werden, um über den widerwilligen Haufen an Aufgaben Herr zu werden. Hinzu kam die Suche nach einer geeigneten Wohnung in der Umgebung, was meine Freizeit auf ein Jahresminimum reduzierte.
Die Wohnungssuche hat mich an meine arbeitslose Zeit erinnert, in der ich jeden Tag das Netz und Zeitungen nach neuen Stellen durchsuchte. Eine Mischung aus Wunsch und Hoffnung, die dann mit jeder Absage immer mehr verloren ging. Zwei oder drei Buden habe ich mir angesehen, dann hatte ich schon Glück. Schneller als bei der Jobsuche. Mein eigenständiges Leben konnte also schneller beginnen als gedacht. Was folgte, waren Wochen der Vorbereitung und Umsetzung. Nach Feierabend fuhr ich in meine zukünftige Wohnung und fing das Streichen an. Ab und zu waren Fahrten zu IKEA notwendig, alles hochschleppen und aufbauen. Nach und nach folgte Umzugskiste auf Umzugskiste – so gut wie alles im Alleingang, sei gesagt. Anfang April war ich dann endlich drin, in meiner ersten eigenen Wohnung.
Da fällt mir auf, dass ich schon lange keinen Zwischenbericht mehr abgegeben habe. Wie sieht es heute in meiner Wohnung aus? Ich denke, das werde ich in der ersten Hälfte des kommenden Jahres mal nachholen.

Dass auf diesen ganzen Stress aus Arbeit, Um- und Einzug dann eine Woche der völligen Entspannung folgte, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ich war zu sehr mit Dingen beschäftigt, die einen bei einem Umzug halt so beschäftigten: Abmelden, Ummelden, Einrichten, Einleben – so ein Kram halt. Auf die wirre Idee eines Urlaubs im fernen Süden hat mich erst ein Freund gebracht. Durch ein wirklich spottgünstiges Angebot flogen wir relativ spontan für eine Woche nach Zakynthos, Griechenland. Das war Anfang bis Mitte Juni. Und was soll ich sagen? Ein weiteres Highlight des Jahres! Seit den Familienurlauben in meiner Kindheit, bin ich nicht mehr in einem sonnigen Urlaubsland gewesen und habe mich nicht mehr an einen Strand legen können. Hinzu kam, dass ich noch nie in meinem Leben ein Flugzeug von Innen gesehen hatte. All das holten wir also nach.
Der Urlaub war ein bisschen Luxus, zugegeben. Der Auszug aus dem Elternhaus ist natürlich kein günstiges Unterfangen, aber das habe ich mir einfach gegönnt und bereue es bis heute nicht. Super Wetter, super Stimmung und einfach nur paradiesisch. Unbeschreiblich. Man kann es, denke ich, aus den Bildern erahnen. Richtig nachempfinden kann man die Schönheit dieser Insel aber nur, wenn man mal vor Ort gewesen ist. Ich habe es genossen.
Wenn ich so zurückblicke wird mir erst klar, wie traumhaft das alles eigentlich war. Ich habe das Gefühl, dass ich, als ich dort am Strand lag, das alles gar nicht richtig realisieren konnte. Ich konnte es irgendwie nicht wertschätzen – vor allem auch, weil die Zeit so schnell verging. Schade eigentlich.

Dann geschah erst mal lange Zeit nichts. Stille. Ich lebte mich in mein neues Leben ein, die plötzliche Nähe zur Arbeit und die Ferne zu den Eltern. Es pendelte sich alles ein, wie es halt so ist. Und dann hatten wir auch schon August.
Das Happening stand an. Ein Besuch bei Christian war überfällig und »The Dark Knight Rises« im IMAX-Palast war Grund genug diesen endlich nachzuholen. Also machte ich mich auf den Weg gen Norden, nach Bremen. Es ist schon komisch, da lernt man per Zufall jemanden im Internet über Jahre hinweg kennen und hat selbst bei Treffen dieser Art (war ja nicht das erste) immer noch das Gefühl, als würde man sich schon sein halbes Leben kennen. Es sei hier noch mal erwähnt: Es war mir mal wieder ein innerer Reichsparteitag, mate. Das Happening war wahrlich ein Happening!
Und wo wir schon beim Thema Kino sind: 2012 war kein schlechtes Jahr für begeisterte Cineasten. Es gab einiges zu sehen. »The Avengers«, »The Amazing Spider-Man« und den erwähnten Dunklen Ritter über »Skyfall«, »Cloud Atlas« und letztlich »The Hobbit«. Ein fulminantes Kinojahr, das hier zu Ende geht. So oft wie in diesem Jahr war ich noch nie im Lichtspielhaus; 2013 soll dahingehend auch nicht schlechter werden. So hat man‘s gern.

Der Sommer, der eigentlich keiner war, verabschiedete sich so langsam und schon hatten wir Oktober. Es wurde schnell herbstlicher und düsterer, was leider auch auf meinen Gemütszustand abfärbte. Nein, ich fiel nicht in eine Herbstdepression oder so was. Soll es geben, bin davon aber nicht betroffen oder zumindest nicht diesmal. Ich will gar nicht so viel über dieses Thema verlieren, aber so viel sei gesagt: Mir ging es dreckig. Mir ging es wirklich, wirklich schlecht. Grund dafür sind, wie es meistens der Fall ist, aber eigentlich nicht sein sollte, Menschen – in diesem Fall eine bestimmte Person (die diesen Blog nicht kennt und daher diese Zeilen sowieso nie lesen wird). Auch wenn es zum Leben nun mal dazu gehört Enttäuschungen wegzustecken, tun sie weh und reißen einen erst mal in den tiefsten Morast. Glücklicherweise half mir in dieser Zeit eine Person wieder auf die Beine, von der ich es nicht erwartet hatte: eine Arbeitskollegin.
Mit ihr verstand ich mich an sich schon immer prächtig und wir konnten sowohl ernst über irgendwelche Dinge diskutieren als uns auch albern ins Fäustchen lachen. Sie verstand mich mehr als ich dachte, dass sie mich verstehen würde, las zwischen den Zeilen und war mir, wie gesagt, eine große Hilfe. Sie beriet mich nicht nur mit Lebensweisheiten (á la »Das gehört nun mal zum Leben dazu…«; Floskeln halt), sondern lenkte mich auch bestens ab, beispielsweise mit Kino, einem klassischen Konzert oder einfach nur ein Kaffeekränzchen. Ich kam so langsam wieder auf die Beine und gewann so wohl den überraschendsten Freund bzw. die überraschendste Freundin in diesem Jahr.
Apropos Menschen. Mir fällt gerade auf, dass sich auch da 2012 einiges getan hat. Die Spreu hat sich teils vom Weizen getrennt, könnte man sagen. Enge Freunde sind weiterhin vorhanden, angebliche Freunde haben sich kleinlaut verabschiedet oder melden sich nur noch sporadisch, eine Handvoll sind umgezogen, neue sind hinzugekommen. Die Gewinne kann ich begrüßen und solange der Kern unverändert bleibt, bin ich zufrieden; die Abgänge sind mir eigentlich egal. Das alles, vor allem das letztere, klingt jetzt für den Ottonormal-Leser sicher herzlos oder gemein, ist aber nur ehrlich gemeint. Ich bin das Verhalten mancher nur noch satt und habe allein in diesem Jahr gleich mehrmals lernen müssen, dass bei ach so vielen Leuten die kindliche Naivität der Reife und Vernunft niemals Platz machen wird. Und eben mit diesen Menschen kann ich nicht wirklich umgehen, tut mir leid. Dinge verändern sich, ebenso wie Menschen, damit muss man erst mal klar kommen. Die einen schaffen das relativ problemlos, verarbeiten es langsam und machen es mit sich selbst aus – andere suhlen sich dagegen lieber selbstverloren in ihrer wehleidigen Stimmung und jammern wochenlang teils öffentlich darüber. Jeder muss da seinen Weg finden; ich gehe meinen.

Ich habe viele Erinnerungen an dieses Jahr, gute und schlechte, in Songs, Filmen und Orten abgespeichert und jederzeit abrufbar. Es war schnelllebig, das Jahr, sehr turbulent und voller Veränderungen. Insofern kann ich schon behaupten, dass es für mich ein »erfolgreiches« war, mehr oder weniger. Erfolgreich, aber durchaus ausbau- und steigerungsfähig. Nach oben ist ja immer Luft. Insofern blicke ich optimistisch in die Zukunft, vor allem jetzt, wo die Welt ja überraschenderweise doch nicht untergegangen ist (…).
In diesem Sinne wünsche ich – auch im Namen von Christian – allen Lesern einen guten Rutsch und ein erfolgreiches, gesundes und glückliches Jahr 2013!



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