Hakahori

Social Net

Was braucht man wirklich?!

…und mit »man« meine ich natürlich mich, klar.

Erinnert sich noch irgendjemand an StudiVZ? Eine längst untergegangene Social Net-Seite, bei der sich die meisten registrierten Nutzer der Domain rebellisch entgegenstellten und alles mögliche waren, nur keine Studenten. Ehe der Facebook-Boom so richtig los ging, knallte es hier – rein platonisch -, und das Social Net wurde geboren.
Heute gibt es viele Möglichkeiten sein fanatisches Mitteilungsbedürfnis zu stillen. Zugegeben, ich habe mit der Zeit natürlich auch den ein oder anderen Dienst ausprobiert oder tue es immer noch. Dabei habe ich mir erst jetzt die ehrliche Frage gestellt, ob ich sie wirklich brauche.
Die kurze Antwort lautet: nein! Denn so exzessiv wie manch anderer nutze ich Facebook & Co. dann doch nicht. Für sich gesehen, hat jeder Service, jede Seite, jede App aber einen gewissen Sinn und eine gewisse Daseinsberechtigung – jedenfalls in meinem täglichen Leben. Die lange Antwort, die nun folgt, lautet demnach also: ja.

Bringen wir den Schrecken hinter uns und fangen wir gleich mal mit dem großen, blauen Datensammel-Monster an. Der Sinn hinter Facebook ist, meiner Meinung nach, die Aufrechterhaltung von Kontakten, die einem nicht täglich vor der Nase rumlaufen. Von ehemaligen Schulkameraden bis hin zu zwischenmenschlichen Individuen von Parties etc.; oder seien es auch Kontakte, die man online kennen- und schätzen gelernt, aber bisher noch nicht in Persona getroffen hat.
Da sich die Zahl meiner Schulfreunde in Grenzen halten, ist meine Freundesliste schon mal arg beschnitten und überschaubar. Ein kleiner e-peen, jaja. Dabei liegt es nicht daran, dass nicht alle auf FB vertreten wären, nein, es geht mehr um‘s wollen. »Freundschaft« scheint durch Facebook generell eine neue Definition bekommen zu haben, wird der Begriff hier doch sehr lapidar und unüberlegt benutzt. Ich für meinen Teil versuche der eigentlichen Definition treu zu bleiben und versuche eben nicht jeden x-beliebigen Kontakt als »Freund« zu adden. Immerhin gibt man (gerade) hier viele Informationen über sich Preis. (Natürlich kann man gewisse Leute in Gruppen stecken, die nur eingeschränkte Details über einen erfahren. Was bringt aber dann das ganze hin und her geadde? Kindergarten!)
Auch wenn die böse, blaue Seite schon ein wenig über mich weiß, bin ich im Umgang mit meinen Daten recht vorsichtig. Ich gebe kaum etwas von mir Preis, was so viel heißt wie: Wer Partyfotos oder andere peinliche Ausrutscher erwartet, kann bei mir lange suchen (ich weiß, enttäuschend). Wenn ich da so die ein oder andere Kollegin sehe…

Und wenn mir FB mit den schon in Mode gekommenen banalen Aufforderungen á la »Like, wenn Du… oder kommentiere, wenn Du…« auf den Senkel geht, flüchte ich einfach in‘s bessere Facebook: Google Plus.
Dank dem letzten Design-Update optisch deutlich ansprechender und generell aufgeräumter. Google-Content, wie beispielsweise YouTube-Videos, können ohne aufwändige Konto- oder Seitenwechsel geteilt bzw. kommentiert werden. Es wirkt alles wie aus einem Guss. Die ganze Sache hat nur einen kleinen aber entscheidenden Makel: es ist zu wenig los! Ich kenne zumindest wenige Leute, die es wirklich nutzen. Mir fallen auf Anhieb vielleicht ein oder zwei Personen ein. Auf der anderen Seite bringt es aber den Vorteil der Ruhe. Es ist nicht so überfüllt und unglaublich nervig wie der blaue Konkurrent.
Google Plus wird von meiner Seite aus Hauptsächlich für News und Infos genutzt. Folgt man den richtigen Seiten, ist man immer gut informiert und das obendrein noch gut sortiert. Beigetretenen Communities zu Themen, die einen interessieren, vervollständigen die Wissenslücken.
G+ ist also das sympathischere Pendant zu Facebook. Oder metaphorisch gesprochen: die knackigere FB-Schwester. Attraktiver und nicht so ausgeleiert oft »benutzt«, lässt sich dafür aber auch nicht so häufig blicken.

Abgesehen von den ersten beiden Social Net-Beispielen, kann ich auf Twitter nicht verzichten. Natürlich würde ich es überleben, wenn der Dienst irgendwann mal aus unerfindlichen Gründen den Geist aufgibt und von heute auf morgen plötzlich aufhört zu existieren, aber freiwillig darauf verzichten würde ich einfach nicht wollen. Wenn es um brandaktuelle Nachrichten geht, gibt es keinen schnelleren Dienst als Twitter. Punkt. Gleichzeitig vernetzt man sich mit allen Usern weltweit, theoretisch. Man nimmt am Leben von echten Menschen und/ oder Prominenten, aber auch an ganz normalen Verrückten teil und teilt ebenfalls mit ihnen, was man gerade denkt oder tut.
Twitter, da muss ich nicht viele Worte verschwenden, ist eine eierlegende Wollmilchsau in Sachen Daily Life. Microblogging, Entertainment, Nachrichten, Media… Social-Net halt. Und Media ist genau das richtige Stichwort für Instagram und Vine.
Man kann mit Instagram längst mehr als nur schmackhaftes Essen mit den mittlerweile obligatorisch gewordenen Filtern in Szene setzen. Wieso man von seinem Essen ständig Bilder machen muss, ist mir sowieso ein Rätsel. Ausnahmen sind da vielleicht eigene Kochversuche, mit der Betonung auf Versuche. Instagram macht auch die Community aus, die hinter den Bildern steckt. Und wer damit nichts anfangen kann oder mal über den instagram’schen Filterteller blicken will, kann auf alternative Kamera-Apps zurückgreifen, die seit dem Hype ums Bilderschießen förmlich aus dem Boden sprießen.

Vine macht nicht nur Bilder sondern Kurzvideos, die dann in einer Endlosschleife gif-like abgespeichert werden. Maximal sechs Sekunden darf ein Szenario dauern, welches man mit der Welt teilen will. Anfangs dachte ich auch, dass das ein ziemlich begrenzter Spielraum und das Todesurteil für diesen Dienst ist, aber sechs Sekunden reichen völlig aus. Wer schon mal ein Vine-Video kredenzt hat, weiß, wie lange sechs Sekunden sein können. Und was sieht man da so? Von Mitschnitten aus Konzerten, über Stop-Motion-Filme bis hin zu kurzen Gags eigentlich alles. Vine ist perfekt für’s Spaß-Browsing zwischendurch.
Und wer mal doch mehr als sechs Sekunden braucht, kann mit Instagram neuerdings auch Videos drehen. Die bieten immerhin zehn Sekunden mehr.

Früher war ich ein Fan von FlickR. Ich weiß nicht was genau passiert ist, aber mittlerweile ist meine Begeisterung verflogen. Es mag vielleicht an dem neuen Design der Seite liegen oder auch einfach daran, dass ich weniger (»richtige«) Bilder schieße. Apps wie Instagram & Co. verführen aber auch zum simplen Schnappschuss gegenüber einem gestochen scharfen Naturmotiv. Wahrscheinlich muss ich einfach mal wieder mehr reisen, um Bilder knipsen zu können, die auf FlickR dann richtig aufgehoben wären.
Eine ganz andere Art von Bilderaustausch bzw. Entertainment durch Bilder ist Tumblr. Bestimmt hat der ein oder andere schon mal was von dem Microblogging-Dienst gehört. Oder zumindest vom frischen Konkurrenten, wie hieß er noch…, Pinterest. Gebloggt wird hier, auf Tumblr, in 99% aller Fälle in Bildform. Man folgt interessanten Menschen, die wiederum eigene Bilder, Videos oder Gifs online stellen oder teilen. Zugegeben, das klingt im ersten Moment nicht wirklich nach Langzeitspaß, aber meine Wenigkeit verbringt so gut wie jeden Abend eine gute halbe Stunde am Rechner oder Tablet und scrollt durch einen nie enden wollenden Stream von neuem Bildmaterial. Der Unterhaltung oder Inspiration wegen. Wer es nicht glaubt, sollte es mal bei Gelegenheit ausprobieren.

So, das müssten eigentlich alle Social Net-Dienste gewesen sein. Falls das noch nicht reichen sollte, werfe ich zum Schluss noch FourSquare in die lustige Runde. Ebenfalls eine App, mit der man sich digital an allen möglichen Orten einloggen und es somit der Welt bzw. den Followern mitteilen kann. Ein Besuch im Lieblings-Café, der normale Einkauf im Supermarkt des Vertrauens, ein Abstecher ins Kino, etc…
So viel zum zwanghaften Mitteilungsbedürfnis…
Interessant finde ich die App nur, weil mich mein Hirn recht schnell vergessen lässt, wo ich dann und wann mal gewesen bin. FourSquare zeigt alles fachgerecht und geordnet auf einer Karte an – vorausgesetzt ich habe ordnungsgemäß eingecheckt. Darüber hinaus werden einem auch lokale Tipps angezeigt, wie beispielsweise ein gut bewertetes Restaurant um die Ecke oder ein von einem Kontakt empfohlenes Café. Es lässt sich aber natürlich auch gezielt nach einem Ort suchen.

Ohne Gewähr kann ich also sagen, dass ich einige Social Net-Dienste nutze. Die einen mehr als die anderen, wie es nun mal so ist. Eine klare Empfehlung kann ich nicht aussprechen, da nach dem unumstößlichen Kölschen Gesetz jeder Jeck anders ist und die Prioritäten in Sachen Interessen jeweils anders verteilt sind. Generell spricht aber nichts gegen’s Ausprobieren. Es schadet ja nicht im Online-Gewimmel irgendwo teilzunehmen, anstatt, wie auf einer pubertierenden Knutsch-Party zu Schulzeiten, am Rande der Tanzfläche des Geschehens zu stehen und sich alles teilnahmslos über sich ergehen zu lassen. Ausprobieren, Erfahrungen machen und eine eigene Meinung bilden.



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