Hakahori

Kiss the Cook

Die neue Messlatte in der Serienlandschaft

Die »beste Serie aller Zeiten«, gibt es so etwas?
Ich meine, klar, jeder hat so seine Lieblingsserie und würde diese ganz subjektiv als die Beste bezeichnen. Aber was wäre, wenn man nicht alleine dastünde? Wenn selbst die engstirnigsten Kritiker der Branche diese Meinung teilen und eine Serie als hervorragend, als das Juwel in der derzeitigen Fernsehlandschaft bezeichnen würden?
Dann, meine lieben Serienfreunde, handelt es sich entweder um »The Wire«, »The Sopranos« oder um den neuen Giganten im Serien-Olymp: »Breaking Bad«.
Bitch!

# Yeah, Mister White! Yeah, Science!
Breaking Bad dreht sich um den krebskranken Chemielehrer Walter White, der seiner Familie angesichts des nahenden Todes so viel Geld wie nur irgendwie möglich überlassen will. Als Lehrer ist es ihm allerdings unmöglich dieses Vorhaben auch unter den größten Anstrengungen in die Realität umzusetzen, also nutzt der Serienheld sein nerdiges Wissen über die Chemie und kredenzt zusammen mit einem ehemaligen Schüler, Jesse Pinkman, sein eigenes Methylamphetamin. Das blaue Meth.
Die Superdroge spricht sich schnell herum, der Geldhahn ist bis zum Anschlag aufgedreht und White könnte nicht glücklicher sein. Dummerweise hatte er bei dem ganzen Gekoche nicht bedacht, dass die Drogenbranche nicht ohne Rivalitäten und Machtspielchen auskommt. Walt muss handeln, Entscheidungen treffen – um seiner Familie willen.

Die Serie handelt, wie der Titel schon vermuten lässt, vom menschlichen Zerfall von Gut zu Böse. Wie schnell kann ein Ottonormalmensch, der von Tag zu Tag seinem spießigen Leben nachgeht, zu einem Drogenboss werden und welche Konsequenzen muss er dafür ziehen? In fünf satten Staffeln durchläuft Walter White aka Heisenberg eine sichtbare Transformation vom unscheinbaren Lehrer zum weit und breit gefürchteten Bösewicht.

# Say My Name
Skeptisch war ich zu Beginn, zugegeben. Ich konnte mir Bryan Cranston, den ich bis dato nur als schrulligen Familienvater aus »Malcolm Mittendrin« kannte, nicht als einen ehrfürchtigen Meth-Koch vorstellen. Alles, was ich für eine wirksame Belehrung tun musste, war die erste Folge einlegen.
Die kuriosen Schnitte und die ungewöhnliche Herangehensweise an den sonst so geraden Handlungsstrang sprachen mich sofort an. In den ersten Minuten weiß man nicht wie einem geschieht. Spätestens in der letzten Szene tritt dann der Aha-Moment ein. Die Kameraführung passt sich dem ruhigen Setting (New Mexiko) an, also taumelt der Zuschauer ständig zwischen schnellen und entschleunigenden Schnitten hin und her.

Ein Geschenk, das diese Serie hervorgebracht hat, sind alle Schauspieler. Emmy-Gewinne sprechen für sich und ich muss daher nicht betonen, dass Cranston, Paul & Co. überzeugende Charaktere mimen. Allein Gestik und Mimik reichen schon aus, um den Zuschauer emotional mitzureißen. Und wenn dann mal gesprochen wird, rieselt es perfekte, vielschichtige Dialoge.
Hier tummelt sich die Crème de la Crème der unverbrauchten Schauspielerriege.

# Ich brauche mehr Details
Vince Gilligan, Schöpfer der Serie, hat sich schon früh in der Geschichte in eine Art Detailspiel verloren. Es gibt viele, viele Szenen, die einem nicht auf den ersten Blick verraten, was der Regisseur einem da sagen will. Versteckte Botschaften, etwa. Optische Parallelen von einzelnen Charakteren, getrennt durch einige Staffeln. Ein Spiel mit den Farben der Umgebung und der Kleidung der Schauspieler. Man könnte es bis ins Unendliche fortsetzen.
Das hat Breaking Bad auch ausgemacht: die Fanbase, die jede Folge aufmerksam verfolgte und in vielen Szenen Dinge sehen wollten, die zum größten Teil wahrscheinlich auch so gemeint waren. Nichts war zufällig so geschnitten, wie man es sah. Kein Requisit stand an der falschen Stelle.
Irgendwie erinnert mich diese krankhafte Pedanterie an Stanley Kubrick.

Und dann war da noch die Musik… Neben den eigens produzierten Wumm-Wumm-Klängen, mischte man gute, alte Oldies mit Jazz und Hip-Hop. Auch hier, immer passend – und oft auch die humorvolle Seite der Serie unterstreichend. Denn es gab auch viel zu lachen, wenn man auf Situationskomik und den etwas trockeneren, dunkleren Humor steht.

#Felina
Neben all diesen Vorzügen, sticht auch das Ende hervor. Damit meine ich nicht mal das inhaltliche Geschehen, sondern das festgelegte Ende. Die Macher spannten einen klimatischen Bogen, der mit der fünften Staffel enden sollte, unwiderruflich. Und wo gibt es das heute noch?!
Eine Serie, die so gut wie nur positive Resonanzen erntet, Zuschauer wie ein großer Magnet anzieht und einen Kult entstehen lässt – mit einem fixen Ende. Jeder andere Macher würde diese Kuh weiter melken, so lange, bis sie keine Milch mehr gibt (siehe andere Serien). Breaking Bad tickt da anders, wovor man auch nur den Hut ziehen kann.
Die Serie endet dann, wenn die Geschichte zu Ende erzählt ist. Unwiderruflich, ohne die Möglichkeit eines Sequels. So entgeht man auch der Gefahr, das aufgebaute Image als unglaublich gute Serie wieder abbröckeln zu lassen, mit fortlaufenden Staffeln, die zu nichts und wieder nichts führen würden.

Und ja, auch inhaltlich wurde die Geschichte perfekt beendet. Viele Serien schaffen selbst das nicht und vermiesen dem treuen Fan mit der letzten Folge all die voran gegangenen Staffeln. Breaking Bad hat es geschafft, diesen Fehler nicht zu machen. Der Sprung zur Perfektion ist gelungen.

Was macht Breaking Bad also zu etwas Besonderem?
Siehe oben. Die ganze Thematik, die Schauspieler, die Kameraführung, die immer passende musikalische Untermahlung und nicht zuletzt die grandiose Erzählweise einer jeden einzelnen Folge machen Breaking Bad zu dem, was es ist: ein Meilenstein der Serienlandschaft. Eine Messlatte, die eigentlich von jeder halbwegs ernst zu nehmenden Serie anvisiert werden müsste. Einfach eine runde Geschichte, die den Zuschauer auf eine Achterbahn schnallt und ihn mit der moralischen Frage quält, auf wessen Seite er nun steht. Unterhaltung bis zum Schluss und auf ungewohnt hohem Niveau.

Die Serie ist nun vollendet und gilt zurecht als mit das Beste, was bisher über den heimischen Fernseher geflimmert ist. Also, worauf wartet ihr also noch?



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