Hakahori

Super Smash Bros.

… und der ausufernde Hype

Es ist mal wieder angebracht, dass ich mich meiner Lieblings-Videospiel-Serie widme. Dabei bin ich mir ziemlich sicher, dass ich mich schon mal irgendwann, irgendwo frei von der Leber über »Super Smash Bros.« ausgelassen habe. Jedenfalls macht es in meinen wirren Hirnwindungen leise *pling*, wenn ich über dieses Thema nachdenke – und irgendwo macht es etwas lauter *plong*, verbunden mit einem stechenden Schmerz im Herzen eines Fanboys, wenn ich mir Gedanken über die Zukunft der Smash-Reihe mache.
Seit Nintendos Offenbarung, dass die halbtote Wii U nicht auf ein Smash-Game verzichten muss, bin ich mir, als großer Fan, nicht sicher, wie ich das finden soll. Aber eins nach dem anderen…

Wann war es, 1999 oder 2000; ich sollte lieber die Finger von expliziten Daten lassen, kriege ich sowieso nicht mehr zusammen. Jedenfalls war das in etwa die Zeit, in dem ich zum ersten Mal von einem Spiel namens »Super Smash Bros.« gehört hatte. Damals lief ständig eine ulkig, alberne Werbung im Fernsehen rauf und runter. Die Nintendo 64-Zeit, in der die Welt noch in Ordnung war.
Viel habe ich von dem Spiel erst mal nicht gehalten: eine Handvoll bekannter Nintendo-Charaktere geben sich gegenseitig eins auf die Mütze. Nett, nicht mehr. Es sah natürlich nicht unspaßig aus, aber mitgerissen hat es mich eben nicht – bis ich es dann mal irgendwann bei einem Klassenkameraden andaddeln konnte. Einige Stunden und noch viel mehr Tage hat der Spielspaß-Trip angehalten. Bis dato hatte ich nur mit »Super Mario Kart« oder »GoldenEye« vergleichbaren Multiplayer-Spaß.
Ob das heutige Generationen noch nachvollziehen können; Offline-Multiplayer und Spaß?
Ich gebe an dieser Stelle mal den kläglichen Versuch auf, meine damalige Faszination in annähernd bildliche Worte zu fassen und belasse es mit der Aussage, dass es ein unheimlich geniales Spiel war. Besessen habe ich es am Ende übrigens nie. Da ich es aber jederzeit bei einem Kumpel zocken konnte, war das auch gar nicht nötig.

Aus Nintendos Perspektive war Smash Bros. ein unerwarteter Kassenschlager. Unerwartet, weil der Single-Player ziemlich eintönig und alles andere als Spaßig war. Die klar unterschätzte Stärke lag im Multiplayer, was, wie soll es auch anders sein, ein Sequel zur Folge hatte.

Hach, »Super Smash Bros. Melee«, wie viele Lebensstunden habe ich dir gewidmet?
Der Nachfolger, der diesmal auf dem GameCube erschien, machte alles richtig. Smash-Vater, Masahiro Sakurai schenkte uns ein Spiel mit mehr… Mehr! Es gab plötzlich alles in Hülle und Fülle: Charaktere, Stages, Items, Modi, etc. Und auch der Spielspaß schien sich irgendwie magisch verdoppelt zu haben (mindestens).
Dass Melee ebenfalls ein Tausendsassa wurde, muss an dieser Stelle eigentlich nicht mehr erwähnt werden. Also streicht diesen unnötigen Satz wieder aus eurem Gedächtnis. Danke.

Der Stern des GameCubes stieg auf und versank relativ schnell wieder und machte Platz für das kleine skurrile Ding mit der Fernbedienung. Nintendo wollte neue Märkte erobern und dafür sorgen, dass sowohl debile, sabbernde Omis als auch immer gut gelaunte It-Girls mit ein und der selben Konsole umgehen können. Die Wii war geboren – und spaltete plötzlich die Gamerschaft in das Hardcore- und Casual-Lager.
Das spürte man auch in »Super Smash Bros. Brawl«, dessen Gameplay sich etwas von der Core-Gemeinschaft abwandte. Viel schlimmer als das war für mich aber das überladene Spiel an sich. Sakurai wollte es wieder allen Recht machen und baute alles rein, was die Fans sich so wünschten. So gab es den Stage-Builder, mehr Charaktere, einen side-scrolling Single-Player Mode bis hin zum Online-Mode.
Klingt natürlich alles super und ich war auch damals ziemlich gehyped. So gehyped, dass ich mir nicht nur eine japanische Wii samt Spiel ins Haus habe liefern lassen, um das Spiel einige Wochen vor dem EU-Release spielen zu können, sondern SO besessen, dass darauf auch eine (ziemlich erfolgreiche) Fanpage folgte. Rückblickend kann ich sagen, dass Brawl kein schlechtes Smash-Spiel war, aber dafür irgendwie doch frei von Seele und nostalgischem Wert.

Masahiro Sakurai hat den Fehler gemacht und sich auf die Fans eingelassen, die sich im Internetzeitalter zusammenrotteten und immer mehr forderten. Er wollte es jedem Recht machen und so wurde Brawl am Ende zu einem überladenen Spiel, was in sich unausgereift wirkte. Ironischerweise ist das, was dieser Serie schadet, gleichzeitig das, was es zu dem gemacht hat, was es heute ist: die Fans.
Gierig fordern die pubertären Halbstarken etliche Charaktere, die es ja ins Spiel schaffen sollen! Gefolgt von unzähligen Stages und vielen, vielen Modi etc. Mit anderen Worten: man kann es nicht allen Fans und Spielern Recht machen. Es wird immer Kiddies geben, die sich über diesen und jenen Charakter beschweren oder sich dieses und jenes viel lieber gewünscht hätten als dies und das. Bla!
Sakurai machte dieser Druck fertig und kündigte noch während den Arbeiten an Brawl an, dass dies das letzte Smash-Spiel sein wird, an dem er mitwerkeln wird. Allerdings zog er seinen Kopf viel zu langsam aus der Schlinge: Spätestens mit der Verkündung der Wii U, hatte sich dieses Thema dann plötzlich erledigt und das Monster, das er schuf, schleifte ihn zurück an die Arbeit.
Ich würde gerne mal wissen, ob Sakurai freiwillig handelt oder »gezwungen« wird einen Top-Titel für die schwächelnde Wii U zu kredenzen. Hinter verschlossenen Türen kann ich mir da vieles vorstellen, leider. Und nun ist er wieder der fordernden Masse ausgeliefert, dem Charakterkult, den utopischen Wünschen von Casual- und Core-Gamern der Serie.
Kann unter diesem Druck etwas Gescheites aus »Super Smash Bros. Wii U« werden?

Durch die Umstände und den leichten Fall an Spielspaß von der Melee- in die Brawl-Zeit, bin ich nicht mehr so schnell zu hypen. Ich bin eher skeptisch und warte ab. Und sehe dabei Fans, die wohlmöglich wie ich damals nach jeder noch so kleinen News lechzen. Dabei ist die Blütezeit der Smash-Ära schon lange vorbei. Oder nicht?
Ich bin, anders als die vorherrschende Fanbase, so offen, mich gern vom Gegenteil überzeugen zu lassen.



Keine Kommentare

  1. Benjiix sagt:

    Cooler Text. Kann dir was Melee betrifft in allem zustimmen, das Game war einfach der Hammer und ist mitunter auch ein Grund, wieso der GameCube immer noch regelmässig bei Zocker-Partys im Einsatz steht. Ich bin auch gespannt, was der nächste Smash-Titel auf der Wii U zu bieten hat. Spielen werde ich ihn sicher, doch mein Fokus liegt derzeit eher auf Mario Kart, dass nach dem Wii-Ableger wieder einiges aufzuholen hat (ähnlich wie bei Smash, denn für mich war das ohne GameCube Controller die reinste Qual). Abwarten und Tee trinken, oder nich ;)?

  2. Hakahori sagt:

    Was anderes wird uns ja nicht übrig bleiben ;) Und ja, auf Mario Kart bin ich auch gespannt. Dauert ja zum Glück nicht mehr so lange. Befürchte aber, dass Nintendo das Konzept mit immer mehr Elementen zu sehr überlagert. Aber mal schauen…