Hakahori

Gegenwärtiges Grübeln

Dieser Blog stammt aus Mitte Juni 2013. Ich habe ihn erst letztens als Entwurf wieder entdeckt und gemerkt, dass ich ihn nie online gestellt habe. Muss ich wohl vergessen haben. Also hole ich das hiermit nach.

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Meine spärliche, aber doch vorhandene Freizeit, versuche ich weiterhin tapfer mit entspannendem und sinnvollem Inhalt zu füllen. Was früher noch auf‘s Fernsehglotzen hinauslief, ist seit geraumer Zeit der beherzte Griff ins Bücherregal namens Billy. Derzeit lese ich die letzten Seiten eines bekannten Hans-Peter K., der im Groben vom Wandern, im Detail aber vom ethischen Sezieren des eigenen Ichs erzählt.
In einem bestimmten Absatz geht es dabei um alltägliche Sorgen und wie man damit umgehen sollte. Die simple Antwort für ein weitestgehend sorgenfreies Leben gab dabei jemand, dem man es auch zweifelsfrei abkauft.

»Drop the thought.«

Die simple, aber geniale Lösung aller Probleme – na ja, fast -, sagen wir, der alltäglichen Wehwehchen. Der Dalai Lama dachte bei diesem Rat an den modernen Menschen, der sich tagtäglich in einem Sumpf von Stress bewegt und immer seltener zur Ruhe kommt. Wer kennt es nicht?
Problembehaftete Gedanken machen einen auf Dauer fertig, ich denke das dürfte jeder von sich selbst kennen. Man macht sich Gedanken über die Arbeitssituation, über seine finanzielle Lage, über Entscheidungen, die getroffen werden müssen. Schnell steigert man sich dann in jenes Thema rein und macht sich – bewusst und unbewusst – das eigene Leben Stück für Stück zur Hölle. Hier greift der o.g. Spruch. Drop the thought. Lass den Gedanken einfach fallen. Zugegeben, es klingt leichter als es ist, denn immerhin muss man sich vorher dennoch mit den Gedanken und Problemen auseinandersetzen. Ist das aber geschafft, muss man sich darin üben, seine Sorgen fallen zu lassen. Im hier und jetzt zu leben und nicht im düsteren Morgen oder Übermorgen, die einem manchmal so unheilvoll vorkommen, als wäre der Weltuntergang nahe. Der Ottonormal-Mensch erlebt dieses Gefühl jeden Sonntagabend, spätestens am Montagmorgen. Montage, und die Welt geht unter; wöchentlich.

Im hier und jetzt leben…
Irgendwie fielen mir da meine Eltern und mein Bruder ein, die sich generell in vielen Dingen unterscheiden, aber besonders in Sachen Finanzen tun sich da Kluften von unterschiedlichen Vorgehensweisen auf. Braucht oder will mein Bruder irgendwas, beispielsweise für den Haushalt, überlegt er nicht lange, sondern kauft einfach, was er braucht. Einen neuen Toaster, einen neuen Schreibtisch, einen neuen Fernseher. Schnell gegoogelt, sich schnell entschieden, ab in den Warenkorb und schon ist die Bestellung abgeschickt. Meine Eltern, die in diesem Beispiel das perfekte Gegenstück mimen, legen an und für sich alles auf die hohe Kante. Und ehe sie irgendeine größere Anschaffung tätigen, wird lange hin und her überlegt.
Bildlich gesprochen, wirft mein Bruder also sein Geld mit beiden Händen um sich, während meine Eltern auf ihrem Geld sitzen bleiben und es hüten. Die Frage ist jetzt: Wer lebt besser?

Für mich gesprochen, entscheide ich mich für den besten, den Mittelweg; beide Lebensarten haben große Nachteile. Achtlos, ohne groß zu überlegen oder Preise zu vergleichen, mit Geld umzugehen ist nicht mein Fall. Dafür arbeite ich zu viel (und kriege zu wenig), um es dann für Dinge, die ich letztlich nicht brauche, zu verplempern. Nur zu sparen ist aber auch nicht das Wahre – ausgenommen, man spart auf etwas hin, das ist wieder eine völlig andere Kiste. Man lebt im hier und jetzt, sollte man dann also nicht auch die Zeit im hier und jetzt, im heute genießen?
Meine Eltern haben mittlerweile dazugelernt und mir erst vor einigen Tagen stolz mitgeteilt, sie wollen das Wohnzimmer neu renovieren. Neue Tapeten, neue Farbe, neuer Boden, neue Möbel. Ich, der diese Aufbruchstimmung und den Elan in seinen fast sechsundzwanzig Jahren nicht kannte, war natürlich überrascht. Aber sie hatten Recht damit, als sie mir erklärten, dass sie sich sonst nichts gönnen würden. Sie fahren nicht jedes Jahr in den Urlaub, wie andere (ihr letzter Urlaub liegt bereits sieben Jahre zurück!). Und wer weiß, wie lange man noch etwas von seinem Geld hat? Irgendwann ist man vielleicht nicht mehr in der Lage, sein Verdientes oder Gespartes auszugeben – sei es aus gesundheitlichen Gründen oder wegen der Inflation. Recht haben sie.

Zumindest in Sachen finanzieller Sorgen kann man hier sagen: »Drop the thought!«.
Auf‘s Geld wird natürlich weiterhin geachtet, aber ab und an muss man sich auch mal etwas gönnen. Mal zu zweit essen gehen, mal einen Ausflug irgendwohin machen (Sprit ist ja nicht umsonst), ein Film hier, ein Game da, sich einfach mal die Möglichkeit geben, das Leben zu genießen. Ich muss mir mal Gedanken machen, wann und wie ich mir mal wieder etwas gönnen könnte. Bis es soweit ist, droppe ich mal den ein oder anderen thought. Besser ist das. Denn selbst wenn es sonst auch so schlecht und übel scheint, am Ende ist es das doch nicht.



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