Yuriam

Grand Theft Auto Online

Betaversion zum Vollpreis

Seit einiger Zeit ist es in der Videospielbranche durchaus üblich, hauptsächlich bei Spielen von (neuen) Indie-Entwicklern, dass man Kunden zum Vollpreis Zugang zu Alpha-, Beta- oder sonstigen Vorversionen gewährt. Wieso ich das im Zusammenhang mit ‚Grand Theft Auto Online‘ erwähne? Weil, auch wenn sie es wohl nur ungern zugeben, Rockstar Games mit dem Online-Ableger ihres mächtigen GTA-Franchises auf eben dieses Modell zurückgreift.

Am 1. Oktober 2013 veröffentlicht, nahmen die Probleme mit GTA Online ihren Lauf. Seit zwei Wochen auf dem Markt, hatte ‚Grand Theft Auto V‘ seinem Entwickler nicht nur weit über 1 Mrd. US-Dollar in die Kassen gespült, sondern sich auch etwas mehr als 15 Millionen mal verkauft. Es war also abzusehen, dass, sobald Rockstar Games die Pforten zu GTA Online öffnet, die Server weit mehr als nur überlastet sein werden. Etwas, dass man als Entwickler eines so erfolgreichen Franchises durchaus auch hätte voraussehen können. Letztendlich lief es wie befürchtet: Die Server waren entweder komplett ausgelastet oder waren schlichtweg zusammengebrochen, was zu noch mehr Last auf den verbleibenden Servern führte. Ein Zustand, der sich fast einen ganzen Monat hinzog, bis GTA Online dann endlich lief. Zumindest halbwegs.

Bei diesem ‚Halbwegs‘ ist es dann meines Erachtens nach bis heute auch leider geblieben. Man kommt zwar nahezu problemlos in den OpenWorld-Modus des Spiels, in dem man sich nach Lust und Laune durch die Welt von Grand Theft Auto bewegen kann, … aber alles darüber hinaus funktioniert so selten problemlos, dass man sich selbst als Betatester durchaus verschaukelt fühlen könnte. Das Matchmaking funktioniert mehr schlecht als recht, es gibt unzählige zwielichtige Wege, wie Spieler sich einen Vorteil gegenüber Anderen verschaffen und diesen dann durch ‚Griefplay‘ die Laune oder die Möglichkeit generell spielen zu können vermiesen, et cetera, et cetera. Von den fehlenden, aber bereits seit Beginn groß angepriesenen Features ganz zu schweigen.

Was mich persönlich jedoch am Meisten stört, sind die nur sehr selten nachvollziehbaren, unbekannten Netzwerkfehler, die ständigen Timouts beim Starten einer Session und die Tatsache, dass man bei jedem dieser Fehler wieder zurück in den Singleplayer-Modus gezwungen wird. Jedes Mal. Wegen jeder Kleinigkeit. Das stört vorallem dann, wenn man nach langer Suche endlich mal eine gut gefüllte Session gefunden hat, z.B. für Deathmatches oder Rennen, und diese dann durch einen Timeout abrupt beendet wird und man wieder im Singleplayer landet. Ich weiss nicht, wie oft ich deswegen bereits in meine Tischplatte gebissen habe, aber … ich bin schon fast zur Hälfte durch den Tisch.

Diese Timeouts sind übrigens im Vergleich zu den ‚unbekannten‘ Netzwerkfehlern nicht willkürlich, sondern passieren immer dann, wenn eine Session gestartet wird, während ein oder mehrere Spieler eben dieser Session noch beitreten. Statt also die noch beitretenden Spieler einfach rauszuwerfen, wirft GTA Online einfach die komplette Lobby über den Haufen und … genau, man landet wieder im Singleplayer. Das kann man zwar umgehen, in dem man mit dem Starten der Session einfach so lange wartet, bis jeder in der Lobby ist, doch machen das leider nur die wenigsten Spieler. Wenn man von diesem Umstand weiss, kann man natürlich auch selber eine Session hosten … durch das lausige Matchmaking funktioniert aber auch das mehr schlecht als recht. Von den Spielern, die noch immer mit geschlossenem NAT spielen und so noch mehr Netzwerkfehler verursachen, fange ich am Besten gar nicht erst an.

Im Endeffekt heißt das: Wer GTA Online spielen möchte, ohne dabei die Krise zu kriegen, sollte auf alles verzichten, das im OpenWorld-Modus nicht frei zugänglich ist. Wer auch den zufällig auftretenden Verbindungsfehlern aus dem Weg gehen will, der spielt GTA Online am Besten abgeschottet in einer Solo-Sitzung. Auch wenn das letztendlich jeglicher Logik entbehrt und den Online-Modus an sich irgendwie obsolet macht.

Oh, und um nochmal das Verschaukeln aufzugreifen: Zur Ankündigung von GTA Online versprach Rockstar Games einen nahtlosen Übergang vom Singleplayer zum Multiplayer. Nahtlos bedeutet in diesem Fall allerdings, dass man jedes Mal Ladezeiten von 2 Minuten und aufwärts in Kauf nehmen muss, bis man zumindest auf einem der Server landet. Wenn man dann noch in Betracht zieht, wie oft das Spiel einen zurück in den Singleplayer-Modus wirft, kann man sich ausmalen, wie oft man im Ladebildschirm hängen bleibt. Was ’nahtloser Übergang‘ bedeutet, hätte man sich mal beim Entwickler ‚Criterion Games‘ anschauen sollen. Die haben mit ihrem OpenWorld-Rennspiel ‚Burnout Paradise‘ mehr als bewiesen, wie gut sowas funktionieren kann. Dreimal das Steuerkreuz nach rechts gedrückt und man war im Multiplayer-Modus. Keine Wartezeit, kein Ladebildschirm. Keine Probleme.

Was Rockstar Games in naher Zukunft gegen diese Probleme unternimmt, … OB sie überhaupt in naher Zukunft etwas unternehmen, ist unklar. Aus der Sicht des Spielers hat sich meines Erachtens zumindest noch nichts getan. Man hatte zwar mittlerweile fast 4 Monate Zeit zum Beheben, aber die hat man dann scheinbar doch lieber genutzt, um irgendwelchen zusätzlichen und vollkommen nutzlosen ‚Downloadable Content‘ zu veröffentlichen. Jede andere Betaversion hat über solch einen Zeitraum weit mehr Patches erhalten.

Aber okay, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und vielleicht, ja … vielleicht tut sich ja noch etwas während der jüngst angekündigten Wartungsarbeiten. Ich würde es mir wirklich wünschen. Denn, obgleich ich hier viel meckere, wenn GTA Online zwischendurch mal halbwegs funktioniert und man an die richtigen Leute gerät, macht das Spiel eigentlich richtig Spaß.



Keine Kommentare

  1. Richi sagt:

    Das ist auch eine Sache, die ich bin den ganzen Onlinegames nicht verstehe…Zu jedem verdammte Release gibt es Verbindungsprobleme. Ist das der Geiz für die ersten 2-3 Wochen mehr Geld in die Hand zu nehmen für zusätzliche Server oder wollen die ganzen Studios einfach mehr den Gewinn maximieren.