Hakahori

Weich gelandet

Sherlock Season 3

Wenn ich schon von der Kategorie »zuletzt gesehen« spreche (entsprechender Blog-Eintrag folgt noch), müssen auch Serien zum Zuge kommen. Neben dem brillant zum Ende gebrachten »Breaking Bad«-Finale oder der heiß erwarteten Fortsetzung von »Game of Thrones«, darf die BBC-Serie »Sherlock« nicht außen vor gelassen werden – zumindest nicht von mir. Wenn Fanboy, dann schon richtig.

Der genaue Grund ist für mich nicht greifbar, aber Sherlock Holmes hat in den vergangenen Jahren ein kleines Revival erlebt. Neben der erwähnten BBC-Serie, schlüpfte Robert Downey Jr. in die Kino-Rolle des soziopathischen Meisterdetektivs. Auch wenn man Film und Serie nicht vergleichen kann und sollte, ist mir eins der beiden Formate einfach lieber – und dazu kommen wir jetzt. Spoilerfrei.

Staffel drei von »Sherlock« wurde von der stets wachsenden und fast schon explodierenden Fanbase heiß erwartet. Zwei Jahre musste man warten, bis man mit der neuen Staffel bzw. den neuen drei Folgen (ja, mehr Folgen hat eine Staffel nicht) beglückt wurde. Zwei Jahre! Ein Cliffhanger am Ende von Staffel zwei sorgte nicht nur für fast schon quälende Spannung, sondern auch für jede Menge Spekulation, mit der auch schon in der ersten Szene der neuen Folge Schindluder getrieben wurde.
Dass Sherlock weiterhin unter den Lebenden weilt, dürfte kein Geheimnis bzw. Spoiler sein. Immerhin sah man ihn am Ende der zweiten Staffel noch an seinem eigenen Grab stehen, quasi; außerdem wäre die Serie dann nicht nur sinnfrei, sondern müsste auch in »John« umbenannt werden (oder so). Die erste Folge dreht sich also gleich um die Rückkehr des außergewöhnlichen Detektivs und natürlich um die Fragen wieso und wie. Wieso war er zwei Jahre lang verschwunden und wie zum Teufel hat er seinen Sprung in den Tod überlebt? Für die letzte Frage, serviert man dem Zuschauer gleich drei Antwortmöglichkeiten. Ob und welche davon stimmt, wird zwar nicht eindeutig geklärt, aber mit gesundem Menschenverstand sollte dieses Rätsel zu lösen sein.
Diese Variante der Auflösung ist wohl den Fans zu verdanken, die nach jeder Folge fleißig spekulieren, Theorien aufstellen und sich eigene Geschichten zu unterschiedlichen Charakteren aus den Fingern saugen. Zwar bezeugen die Macher der Serie, Gatiss und Moffat, dass sie sich diese Reaktionen nie durchlesen, aber den ein oder anderen Wink in Richtung Hardcore-Fans kann man dann doch erkennen. Und das ist auch gut so, denn immerhin halten genau diese Zuschauer »Sherlock« am Leben und haben unlängst für einen Serverausfall auf Tumblr gesorgt.

Unterscheidet sich die dritte Staffel denn von den vorigen?
Im Laufe der mittlerweile neun Folgen erkennt man schon Veränderungen und Entwicklungen, was logischerweise nicht nur Plots angeht, sondern auch die Protagonisten selbst. Sherlock wirkt diesmal humaner, etwas menschlicher als sonst, lockerer und auf der anderen Seite aber auch mitunter etwas albern.
Das Drehbuch scheint durchdachter, mit gut gesetzten Informationshäppchen, Lachern und vor allem Twists. Es ist (zum Glück) nicht so, dass Sherlock ein Fall in den Schoß fällt und er den Zuschauer bis zur Lösung an der Hand nimmt. Es gibt Geschichten in Geschichten, quasi Unter-Plots, die man nicht zwingend erwartet. Und dann gibt es auch die überraschenden erwähnten Twists, um die sich eigentlich jede Staffel dreht. Auf welche Art und Weise kann man den Zuschauer noch überraschen, wie diesen und jenen Fall auf möglichst originelle Art und Weise lösen?
In Sachen Abwechslung, durchdachte Spannung und passendem Humor hat sich also nichts verändert. Entwickelt ja, aber nicht großartig verändert. Man bleibt sich der funktionierenden Formel treu und beendet so die Staffel zum Beispiel ebenfalls – oh Wunder – mit einem Cliffhanger.
…und wieder wird man auf die Antwort auf das wieso und wie warten müssen.

Neben der ganzen Lobhudelei, noch ein kurzes kritisches Wort:
Aus dem Bösewicht hätte man deutlich mehr machen können. Charles Augustus Magnussen schien mir ein ebenbürtiger Gegner Sherlocks zu sein. Ich habe ihm ohne Frage den bösen Buben abgekauft, nur leider war seine Screentime extrem kurz gehalten. Warum? Lediglich in der dritten und letzten Folge der aktuellen Staffel kam er zum Zug – zu wenig. Eine weitere, vierte Folge hätte ich nach dem fast schon abruptem Ende des Charakters besser gefunden.
Immerhin, trotz der kurzen Zeit überzeugte der Bad Guy. Seine Machtdemonstration war, sagen wir mal, einzigartig.

Umso größer ist die quälende Gewissheit, dass für Fans nun wieder eine lange Durststrecke ansteht. Eine vierte Staffel ist so gut wie sicher, nur wann sie kommen wird ist angesichts des gut gefüllten Terminkalenders des Hauptdarstellers, Benedict Cumberbatch, fraglich.
So lange man nicht wieder zwei Jahre Wartezeit in Kauf nehmen muss, bin ich zufrieden. Andererseits räume ich den Machern alle Zeit der Welt ein, solange sie dieses konstant überzeugende Niveau der Serie aufrecht erhalten können.

In diesem Sinne: the game is on!



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