Hakahori

House of Cards

Selbstgespräche sind wieder in

Das lange Osterwochenende habe ich genutzt, um mir die erste Staffel von »House of Cards« anzusehen, komplett und fast in einem Rutsch. Ich habe lange überlegt, ob es dafür nicht einen Fachausdruck gibt. Komaglotzen klingt mir eher nach einem Ausdruck, der derzeit auf dem Schulhof der 4C die Runde macht. Der Begriff Suchten ist mittlerweile auch schon zu sehr abgegriffen. Ehe ich mir selbst ein neues Wort einfallen lassen musste, gab mir Wikipedia bereits die Antwort: Binge-Watching.

Jedenfalls, zurück zum Kartenhaus…
Lange habe ich diese hoch gelobte Serie gemieden, weil ich befürchtete, dass mir das Thema Politik zu trocken ist. Selbst so ein begnadeter Schauspieler wie Kevin Geräumig kann mir das Thema Politik, so dachte ich, nicht schmackhaft machen. So mega-spannend wie ein Jura-Studium oder so einschläfernd wie die nuschelige Rheinlandstimme eines um Rat suchenden Domian-Anrufers (»Kannst du den Ton deines Radios bitte ganz leise drehen?«). Aber wie es im Leben so ist, ich habe mich geirrt.

Schon in der allerersten Szene der allerersten Folge fällt einem auf, dass der Erzählstil dieser außergewöhnlich realistisch anmutenden Story ein Unterschied der bekannten Norm ist. Während Spacey, als Hauptdarsteller Frank Underwood, einen angefahrenen Hund tötet erlöst, richtet er seinen Blick plötzlich in die Kameralinse und sein Wort somit direkt an die Zuschauer. Der größte Unterschied bzw. DAS Markenzeichen dieser Serie ist das Durchbrechen der sogenannten vierten Wand (fourth wall). Ein perfektes Mittel, um den Zuschauer nicht nur zu unterhalten, sondern ihm auch die Person Frank Underwood näher zu bringen; seine Meinung, seine Gedanken, seine Ziele.
All das muss er nicht mal mit Worten tun. Manchmal genügt auch nur eine ironische Reaktion Richtung Linse, was ich persönlich ja liebe.

Underwood ist kühl, unberechenbar, schlagfertig. Ein düsteres Genie und ein Arschloch zugleich. Ein merkwürdiger Mix aus Gregory House, Walter White und einem Schuss Sherlock Holmes. So wirr verhält es sich auch, wenn man nach einem passenden Genre für »House of Cards« sucht. Drama trifft auf Humor und Krimi. Ein Politthriller vielleicht.
Denn gegen Ende der Staffel entwickelt sich die Politik-Serie zu einem kleinen Krimi. Schnell merkt man, dass Underwoods Taten Konsequenzen nach sich ziehen werden. Wenn er keine Lösung findet, wird er seinen Traum nicht erfüllen – in Staffel 2, absehbar. Und genau das ist es, was den Spannungsbogen weiter schön strafft.

Wenn das Politikerleben auch nur ansatzweise so ist, wie es in dieser Serie dargestellt wird, bleibe ich bei meiner Überzeugung, nie und nimmer etwas mit diesem Berufsbild zu tun haben zu wollen. Trotzdem schaue ich mir das wilde Treiben Underwoods gerne weiter an.

# Looking forward to
»Daredevil«, eine weitere Netflix-Serie, könnte nicht ganz uninteressant für Comic-Fans sein. Die ersten kritischen Stimmen sind von der Serie jedenfalls begeistert, was so viel heißt, wie: Diese Serie hat nichts, aber auch wirklich gar nichts, mit dem gleichnamigen Affleck-Film zu tun. Und das ist auch gut so. Netflix scheint zu wissen, wie man Serien macht. Überzeugen kann sich da jeder kommenden Freitag, wenn »Daredevil« startet und sich somit in die Reihe von Superhelden-Serien einreiht. Qualitativ ist da bisher nur noch die Frage nach dem wo zu klären.



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