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Hakahori

Binge-Watching

Der Begriff fiel schon in meinem »House of Cards«-Blog vor nicht allzu langer Zeit. Binge-Watching ist Neudeutsch und bezeichnet die nerdige Angewohnheit, mehrere Folgen einer Serie am Stück zu sehen. Was früher eigentlich nur nach dem Kauf einer kompletten Staffel oder Serie auf DVD/ BD möglich war, ist heute Dank den vielen Streaming-Anbietern keine große Sache mehr.

Und es ist auch so praktisch. Vor allem natürlich, wenn man eine »ältere« Serie mit bereits mehreren Episoden oder Staffeln nachholen möchte. So füllt man sich seine Feierabende selbst und ist dem immer schlechter werdenden deutschen Fernsehprogramm nicht mehr hilf- und alternativlos ausgeliefert.
Problematisch wird es, wenn man Serien nicht mehr ohne das Binge-Watching genießen kann. So berichten es jedenfalls meine Kollegen aus dem Arbeitsumfeld. Dabei muss man wissen, dass eigentlich all meine Kollegen in der Abteilung gerne Serien aller Art verfolgen. Die einen mehr, die anderen weniger. Serien sind dennoch immer ein gutes Klatsch & Tratsch-Thema, neben Politik und anderen Verschwörungstheorien (…).

Klassische Beispiele sind hier aktuelle Serien, wie »Better Call Saul« oder die neu angebrochene fünfte Staffel von »Game of Thrones«. Die erste Staffel von »Better Call Saul« wurde soeben mit der zehnten Episode beendet, worüber ich eine Kollegin informierte.
»Ah, dann kann ich mit der Serie ja endlich anfangen«, war die passende Antwort darauf.
Die Dame sah sich nicht mehr in der Lage, eine Woche lang auf eine weitere Episode zu warten. So lässt sie sich lieber Zeit, wartet auf das Ende der kompletten Staffel und guckt dann mehrere Folgen hintereinander.

Bei »Game of Thrones« ist es mehr oder weniger das gleiche Spiel. Die Antwort war die gleiche, die Begründung eine andere: bei einer neuen Episode könne man sich nicht mehr an das erinnern, was in der Folge davor geschehen ist.
Und ich dachte, ich hätte ein Kurzzeitgedächtnis.

Ich verstehe den Reiz vom Binge-Watching, tue es ja selbst. Aber extra eine aktuelle Serie gezwungenermaßen pausieren, nur um mir dann irgendwann mal so viele wie möglich hintereinander ansehen zu können? Das führt etwas zu weit. Ich meine, was wäre denn die nächste Stufe – abwarten, bis die komplette Serie abgedreht ist?
Zudem muss man so möglichen Spoilern in den gängigen sozialen Netzwerken aus dem Weg gehen. Sehr umständlich. Und man kann natürlich nicht mitreden und über die letzte Folge von Soundso diskutieren. Auch der Diskussionsstoff macht gute Serien aus, was hierbei verloren gehen würde.

Abgesehen von der wachsenden Ungeduld und dem Verlernen zu warten, kommt noch die Gefahr hinzu, dass man Serien bzw. Episoden nicht mehr wertschätzt. Episoden sollen dann womöglich immer schneller und schneller geschrieben, gedreht und veröffentlicht werden, worunter letztlich die Qualität leiden wird. Ich hoffe nicht, dass es soweit kommt. Denn abgesehen davon, ist Binge-Watching bisher die einzig gute Alternative zu Filmen und vor allem zum erwähnten Unterschichten-Fernsehen.


11. Mai 2015 - Tags: , ,