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Hakahori

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»Cloud Atlas«

Filmfans können sich dieses Jahr wirklich nicht beschweren. Ich kann mich zumindest nicht beschweren, denn nach »The Dark Knight Rises« und »Skyfall«, habe ich mir jetzt ein wahres Plot-Monster zu Gemüte geführt: »Cloud Atlas«

Die Geschichte kann man gar nicht als »die Geschichte« vorstellen, denn es sind gleich mehrere. Der Film, basierend auf einem erfolgreichen Roman, ist so massiv, dass er in gleich sechs unterschiedlichen Epochen spielt – von 1849 bis 2346. Trotz den offensichtlichen, fortschrittlichen Unterschieden dieser enormen Zeitspanne, ist jede einzelne Geschichte in ihrem Kern gleich und hat unter‘m Strich die gleiche Moralkeule zum Schwingen parat.
Ich versuche gar nicht erst, jeden einzelnen Geschichtsstrang wiederzugeben, das würde mir wohl kaum gelingen. Nur kurzum: vom tapferen Seemann in der Apartheit über einen schwulen, suizidalen Jungkomponisten bis hin in eine ferne, düstere Zukunft in Neo Seoul ist alles dabei. Und dennoch, alles ist irgendwie dann doch miteinander verbunden. Alles und fast jeder, denn in jeder dieser Epochen geht es immer um den Kampf Gut gegen Böse und nicht selten haben die Darsteller den Eindruck, dass sie das, was sie dort erleben, irgendwann schon mal durchgemacht haben, in einem früheren Leben. Ein Hauch von Karma und Wiedergeburt schwebt in der Luft.
Von den sechs für sich stehenden (und dann irgendwie doch miteinander verknüpften) Geschichten ist nur eine auf den Humor ausgelegt. Abgesehen von einem alten Verleger, der von seinem Bruder in ein Guantanamo-anmutendes Altersheim verfrachtet wird und fortan seine Flucht mit einer Handvoll seniler »Gefangener« plant, haben die fünf verbliebenen Storys zwar auch ihre witzigen Momente, unterhalten aber mehr durch den ernsten Hintergrund, vor dem sich alles abspielt.

Die Cast, ja die Cast… Himmlisch. Tom Hanks, Halle Barrey, Jim Broadbent, Hugo Weaving, Ben Whishaw, Hugh Grant, etc. Und jeder in gleich mehreren Rollen, perfekt maskiert. Was soll da noch schiefgehen? Das alles dann noch von den »Matrix«-Schöpfern und dem »Lola rennt«-Regisseur auf Film gebannt – perfekt. Optisch ein wahrhaftiger Augenschmaus. Nicht nur die vielfältigen, weiten Naturaufnahmen können sich sehen lassen, sondern auch der Blick in die Zukunft (wenn auch, natürlich, alles am Computer entstanden ist).
Die Umsetzung ist gelungen, sowohl mit den überzeugenden Darstellern als auch mit den kredenzten Effekten. Durch die ständigen Sprünge von der einen Geschichte zur nächsten, bleibt man ständig unterhalten und fühlt die eigentliche Länge des Films überhaupt nicht. Ich habe mich zumindest bestens unterhalten gefühlt und kann nichts Negatives anmerken.

»Cloud Atlas« ist mit einer Laufzeit von guten 170 Minuten ein massives Stück Film; und bei meiner Vorstellung gab es – leider – keine Pause. Sitzfleisch ist also beste Voraussetzung, neben einer intakten, voluminösen Blase. Man kann den Streifen nicht wirklich in eine Genre-Schublade stecken und kommt erst mal überflutet von Informationen und erschlagen von Emotionen aus dem Kinosaal raus. »Cloud Atlas« muss man sacken lassen, so bedeutungsschwanger kommt er daher. Dabei ist die finale Schlussfolgerung für jedermann so einfach zu verstehen: Im Leben, egal wann, wo und wie man nun lebt, geht es um Liebe – in all ihren Facetten und Formen.
Nicht der Film des Jahrhunderts, aber dennoch ein Kunstwerk, das für sich selbst steht und jeder mal gesehen haben sollte.


24. November 2012 - Tags: ,