Hakahori

Unter Frauen

Unter dem Blog-Titel könnte sich sicher die ein oder andere obszöne Geschichte verstecken, keine Frage, aber wer jetzt pikantes Bettgeflüster oder eine peppige Mario Barth-Parodie erwartet, die das Original in Sachen Humor locker um einiges schlagen würde (»Frauen! Kennse? Kennse?«), nutze ich die paar leeren Zeilen und fülle sie mit Nonsens aus meinem teils frustrierenden Arbeitsalltag.
Ich bin mir nicht sicher wie viele Blogs ich schon über meinen Job bzw. die Entwicklung dort verfasst habe (vielleicht zwei oder drei?!), aber durch den Server-Crash sind vergangene Stories irrelevant geworden und ich kann so unverblümt einen aktuellen Zwischenbericht abliefern; hätten wir Dezember, wäre es schon ein Jahresbericht. Fast ein Jahr in einem kaufmännischen Job, nach einer ebenso langen arbeitslosen wie einer zuvor viel unerträglich längeren Zeit, umgeben von Abschaum. Es schwingt in der Schreibe schon mit: Mir geht es jetzt deutlich besser als beispielsweise noch vor drei oder vier Jahren – und das trotz des nicht immer umgänglichen Kollegiums, über welches ich mich regelmäßig u.a. über Twitter echauffiere.

Mittlerweile habe ich mich gut in mein neues Arbeitsumfeld eingelebt, ich laufe förmlich täglich wie ein aufgezogenes Schweizer Uhrwerk. Punktgenau, ohne großartig über das Geschehen um mich herum nachzudenken. Das recht frühe Aufstehen, die eher lästig lange Bahnfahrt – hin und zurück -, das stetige Starren auf den Monitor, die schleichend aufkommende Müdigkeit gen Feierabend, das erschöpfte Aufschlagen zu Hause samt Unlust etwas am Rechner zu erledigen, das relativ frühe zu Bett gehen. Man gewöhnt sich mit der Zeit an alles. An Abläufe, Dinge und auch an Menschen. Ersteres fällt mir von Natur aus leichter als letzteres.
Menschen sind für mich generell ein »Problem«. Wenn es dann auch noch jene sind, die ich täglich sehe und um mich habe, dauert es eine Weile, bis ich jeden einzelnen etwas durchschaut, mich an ihn gewöhnt und ihn auch irgendwo soweit akzeptiert habe, dass ich locker mit demjenigen umgehen kann. Ich brauche meine Zeit. Jetzt, fast ein Jahr nach meiner Einstellung und ein gutes halbes Jahr nach meiner festen Übernahme, fühle ich mich integriert, akzeptiert und somit auch wohl. Ich bin, in den Augen meiner Kolleginnen und Kollegen, der fast immer gut gelaunte, zynisch-sarkastisch, junge Kerl, der – automatisch – alles tut, um gute oder bessere Laune zu verbreiten. Eigentlich hat sich dieses Bild seit der Schulzeit nicht groß geändert. Der Klassenclown eben, der mit zunehmendem Selbstbewusstsein durchaus »härtere« Kommentare bzw. Witze vom Stapel lassen kann. Solche, die man von mir (rein oberflächlich betrachtet) so nicht erwarten würde und ein überraschtes »Also… Dennis!« als Antwort hervorrufen. Unterschätzt wurde ich schon immer, aber genau das ist mein Trumpf, der das Eis endlich gebrochen hat.
Dabei waren die ersten Wochen und Monate nicht einfach. Wo heute unverblümt und fast schon albern gescherzt und gelacht wird, herrschte vorher bitteres Schweigen. Denn gerade weil ich zum »Auftauen« etwas mehr Zeit benötige als der Ottonormalmensch, wirke ich logischerweise auf den ein oder anderen schnell introvertiert, ja fast schon langweilig. Ein falsches Bild, das dazu geführt hat, dass sich die Arbeit erst mal auf das beschränkte, worum es im Eigentlichen auch geht: Arbeit.
Als einziger Hahn unter gackernden Hennen, ist es obendrein noch eine Ecke schwieriger ins Gespräch zu kommen. Welten trafen aufeinander; sie kollidieren noch heute. Ich meine, was soll ich großartig zu Geschichten von Kindern beitragen oder Meinungen über das Outfit, Lästereien über andere Kolleginnen und viele, viele andere klassisch weibliche Themen. Ich scheine fast hoffnungslos verloren, umgeben von einer Armada von Östrogenen, Tag für Tag. So kommt es unausweichlich einmal im Monat vor, dass die Stimmung der ein oder anderen Kollegin auf den tiefsten Tiefpunkt aufschlägt – wenn der rote Baron über feminines Feld marschiert. Dann heißt es für mich Abstand halten und mit sarkastischen Späßen sparsam umgehen. Ich habe aber auch schon öfter erlebt, dass es nicht bei diesem einen Mal im Monat bleibt. Je nachdem wie heftig die Nächte des Wochenendes durchzecht wurden, sind die Damen auch mal außerhalb ihrer Periode leichter reizbar, ein aggressiverer Ton ist dann meist gang und gäbe. Werden sie dann noch grundlos zickig und fast schon beleidigend – was auch schon mehr als einmal vorkam -, wird die Stimmung schnell bedrückend unangenehm.
Das Arbeitsklima schwankt also enorm, auch wenn es sich zurzeit eingependelt zu haben scheint. Momentan ist die Laune ausgeglichen, mit einem gesunden Hang zum Albernen. Mittlerweile habe ich mich an die Eigenarten der Kolleginnen gewöhnt und kann mich recht gut darauf einstellen. Irgendwo hat sich in mir auch ein Trotz entwickelt, der bewusst gegen eine aufkommende schlechte Laune arbeitet; frei nach dem Motto: Ihr schafft mich nicht! Mit diesem Ablauf komme ich eigentlich gut klar, bisher, und ich hoffe, dass das auch noch ein wenig so bleiben wird. Man muss es mit Humor nehmen, sonst regt man sich viel zu häufig über solche Dinge auf. So ticken Frauen nun mal, denke ich.

Auch wenn ich gerne näher auf mein Kollegium eingehen will, werde ich meinen hetzerischen Elan an dieser Stelle wieder etwas runterschrauben. Gerade weil ich bzw. wir arbeitstechnisch ständig im World Wide Web herumgeistern, will ich nicht, dass mal irgendjemand der angesprochenen Grazien per Zufall auf diesen Blog stößt und sich nachher – zurecht – beleidigt fühlt. Ist ja auch nicht die feine englische Art…
Alles, was noch zu sagen ist, ist, dass ich momentan sehr froh bin, was meine Arbeit angeht. Ich bin generell froh nach einer längeren arbeitslosen Zeit, die absolut schrecklich war und mich fertig gemacht hat, wieder etwas gefunden zu haben. Obendrein noch einen Platz, wo das Arbeitsklima (mittlerweile) so gut ist, dass es fast an das positive Niveau meiner Zivildienststelle heranreicht. Aber auch nur fast. Es ist anstrengend, ja, aber es ist nun mal Arbeit. Letztlich kann ich einfach nur froh sein, dass ich eine gute Beschäftigung gefunden, mich eingelebt habe, übernommen wurde und jetzt den nächsten Schritt angehen kann. Allmählich sollte ich auf meinen eigenen Beinen stehen können.



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