Hakahori

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»Der Gott des Gemetzels«

Sieht es im kommenden Jahr schon anders aus, war 2011 nicht wirklich ein bzw. mein Kinojahr. Nichts konnte mein Interesse wecken, mich so richtig aus dem Sessel hieven und ins nächste Kino schleifen, wo man erst mal 15 bis 30 Minuten Werbung über sich ergehen lassen muss, ehe der Hauptfilm – unter mitunter nervigen Mitmenschen (Untermenschen, je nach Film) – endlich anrollt. Eigentlich schade, ist ein Kinobesuch doch immer ein fast schon nostalgisches Erlebnis.
Immerhin schaffte es Roman Polanski, den ich spätestens seit »Der Ghostwriter« als Regisseur zu schätzen weiß, mich dieses Jahr noch mal in ein Lichtspielhaus zu ziehen.

»Ich glaube an einen Gott des Gemetzels

Eine Rauferei zweier Teenager endet mit einer dicken Lippe und zwei ausgeschlagenen Zähnen, was beide Elternparteien zu einem klärenden Gespräch veranlasst. Die Eltern des »Täters« treffen also auf die Eltern des »Opfers« – und das Schauspiel beginnt.
Die komplette Handlung spielt sich quasi die ganze Zeit in einem Raum bzw. einer Wohnung ab und basiert komplett auf einem Zusammenspiel zwischen verbaler und nonverbaler Kommunikation. Dabei, und das ist eigentlich das Interessante an der ganzen Sache, fallen nach und nach die Fassaden der heuchlerischen Höflichkeit jedes Elternteils und die anfängliche oberflächliche Sympathie schwankt ganz gemächlich in wüste Beschimpfungen und Hasstriaden um.

Christoph Waltz habe ich bereits in »Inglourious Basterds« für sein Schauspiel bewundert. In »Der Gott des Gemetzels« spielt er (erneut) einen egoistischen Arschloch-Charakter, der allein schon mit seiner Gestik und Mimik zu unterhalten weiß. Generell wissen alle vier Schauspieler natürlich zu überzeugen, handelt es sich doch hier um bereits ausgezeichnete Darsteller-Größen.
Das Drehbuch, adaptiert und filmisch umgeschrieben von einem Theaterstück, ist ebenso ausgezeichnet und, untertrieben ausgedrückt, sehr gelungen. Dass man anderthalb Stunden allein durch Konversationen unterhalten wird, hätte ich nie gedacht.

Auch ohne Location-Wechsel, Verfolgungsjagden, imposanten Explosionen oder, wie es der Filmtitel eigentlich vermuten lässt, ein blutiges Gemetzel, hat mich dieser Film mehr als gut unterhalten. Der langsame aber stetige Verfall des sozialen Trugbilds hält eigentlich jedem Menschen einen Spiegel vor – denn so ist es nun mal im wahren Leben (passend zur Vorweihnachtszeit, wie ich finde). Die Blu-Ray ist, so viel steht schon jetzt für mich fest, so gut wie gekauft.

4/5



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