Hakahori

Geschüttelt, nicht gerührt

007 im Rentenalter

Welche Gefühle werden in einem Bond-Fan geweckt, wenn der MGM-Löwe innbrünstig in die Kamera brüllt? Vorfreude auf zwei Stunden Agenten-Unterhaltung? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Diese Frage klärt sich meist erst dann, wenn der Protagonist selbst die Bildfläche betritt, vom Pistolenlauf – legendär – verfolgt, sich elegant dreht und den »Zuschauer« erschießt. Je nach Bond-Darsteller variiert auch der Unterhaltungsfaktor der Filme, wie ich finde. Doch unterhalten werden Liebhaber des Genres immer, ganz egal ob Bond nun von Connery, Brosnan oder Lazenby verkörpert wird.

Commander James Bond wird dieses Jahr 60 und feiert gleichzeitig sein 50-jähriges Filmdasein. 1952 vom britischen Schriftsteller Ian Fleming erfunden, sprang kurzerhand die Filmindustrie auf das Agenten-Genre an und produzierte zehn Jahre später »James Bond jagt Dr. No«, startete somit die längste und mit die erfolgreichste Filmserie aller Zeiten (dank »Harry Potter« nur noch auf Platz 2; bedankt euch bei den Kiddies). Bisher gibt es 22 offizielle 007-Filme, einen inoffiziellen (»Never Say Never Again«) und einen unveröffentlichten, da er zur Zeit abgedreht wird (»Skyfall«). Insgesamt käme man also auf 23-24 Filme – und die Fans scheinen sich nie satt sehen zu können, von Q, Miss Moneypenny & Co.*
Ich möchte gar nicht großartige Vermutungen anstellen, warum die Bond-Filme eine solche Faszination bei den Zuschauern auslösen. Jeder wird da seine eigenen Gründe haben – von der rasanten Action, über pfiffigen Gadgets (die Autos mit eingeschlossen) bis hin zu den Bond-Girls. Ich könnte es bei mir gar nicht so recht beim Namen nennen, warum ich Bond-Filme gerne sehe und jedem neuen Teil (trotz Fehlgriffen á la »Quantum of Solace«) entgegenfiebere. Ich kann mich nicht mal mehr genau daran erinnern, wann ich den ersten Agenten-Streifen zu Gesicht bekommen habe. Und vor allem: welcher es war. Keine Ahnung, wahrscheinlich war es aus der Roger Moore-Zeit, nehme es aber nur an. Fakt ist jedenfalls, dass Bond – für mich – für eine gewisse Popkorn-Kino-Qualität steht. Der Hauptdarsteller wird niemals sterben, es wird jede Menge Action und Explosionen geben und am Ende wird die Welt gerettet. Trotz diesem unumstößlichen Wissen, schaffen es die Macher ständig auf‘s Neue, die Serie nicht langweilig werden zu lassen. Allein das kleine Reboot mit »Casino Royale« hat gezeigt, dass in dem Format Bond noch jede Menge unausgeschöpftes Potential steckt.
In dieser Hinsicht – und mit dem Fiasko von QoS im Hinterkopf – hoffe ich schwer, dass man vom veralteten Nonsens-Action- und sexistischen Macho-Trip Abstand und sich als Story und verkörperte Figur etwas ernster nimmt. Der Anfang wurde gemacht, jetzt gilt es dies weiterzuführen. Glücklicherweise sieht es der Regisseur vom neusten 007, Sam Mendes, nicht anders. »Skyfall« wird weniger Action- und dafür mehr storybezogene Szenen zeigen. Drama, Baby, Drama. Erleichterung.
Kurz noch nebenbei erwähnt sei ein unglaublich wichtiges, stimmungsvolles Element eines jeden Films: die Musik. Jawohl, die Dudelei, die im Hintergrund zu hören ist, während sich im Bond-Vorspann nackte Frauensilhouetten vor Wolllust winden (…). Auch hier passt bei Bond alles, kennt doch jeder Mensch, ob Fan oder nicht, das weltbekannte Thema. Abgesehen davon dürfte auch jeder mindestens zwei oder drei filmbezogene Titel kennen, allen voran Basseys »Goldfinger«, McCartneys »Live and Let Die« oder Turners »GoldenEye«.

60 Jahre und kein Deut gealtert. James Bond wird wohl noch für eine sehr, sehr lange Zeit über die Leinwände huschen, sich vor gegnerischen Kugeln in Deckung begeben und mit dem klassischen Aston Martin DB5 um die Ecke driften. Der Kalte Krieg und somit auch der Hype um Agenten ist zwar schon lange vorbei, aber irgendwie bildet Bond eine große Ausnahme in diesem Genre. Es wird nie langweilig; und wenn es doch langweilig zu werden droht, erfindet man die Figur einfach neu. Ich für meinen Teil will auch noch im hohen Alter von 80 einen aktuellen Bond-Film sehen. Zumindest hoffe ich, dass das der Fall sein wird. Was wäre das dann? Bond Nummer 40 oder 45?!
Irgendwie gelüstet es mich jetzt nach einem Wodka Martini…

*Übrigens wird es dieses Jahr die komplette Sammlung aller 22 offiziellen Bond-Filme als BluRay-Box zu kaufen geben. Damn it! Ich habe alle Streifen auf DVD… Die müsste ich dann noch vorher loswerden. Früher oder später, so viel ist sicher, stehen die blauen Bonds aber auch bei mir mal im Regal. Aller spätestens halt bei Bond #40.



Keine Kommentare

  1. Flavio sagt:

    Happy Birthday!
    Ein Quantum Trost war nicht der einzige Fehlgriff. Ich finde die Filme seit den 90er Jahren nicht mehr gut. GoldenEye, Die Welt ist nicht genug und Stirb an einem anderen Tag waren näher an einer mittelmässigen Fortsetzung von Mission Impossible als an den geliebten James Bond mit Moore und Connery. Casino Royale war in dieser schlechten Serie erfrischend anders, da gebe ich dir Recht.
    Obwohl ich eigentlich die Hoffnung nach dem trostlosen Tiefpunkt aufgegeben habe, bin ich gespannt auf Skyfall…

  2. Hakahori sagt:

    Hm. Ich stimme Dir zu – bis auf GoldenEye. Alle Brosnan-Bonds waren schlecht, bis auf diesen einen Film ;) Irgendwie fehlte zwar etwas, aber es war nicht so schlecht wie alles, was folgte. Zumindest finde ich das.