Hakahori

Im Serienwahn

Zugegeben, ich habe es schon mehr als einmal angesprochen, muss es aber wieder tun: das heutige Fernsehprogramm ist zum Davonlaufen. An manchen Tagen frage ich mich, warum ich überhaupt noch einen in meinem Wohnzimmer stehen habe. Für Filme und Gaming vielleicht noch, ja, aber bestimmt nicht für das tägliche Trauerspiel auf öffentlich rechtlichen und privaten Sendern. Es gibt mehrere Wege sich dem zu entziehen. Lesen ist bei mir eine große, schon entdeckte Option. Das Abklappern von aktuellen Serien ist eine weitere. Vor allem die folgenden drei Serien haben mich über die vergangenen Wochen und Monate königlich unterhalten.

# Game of Thrones
Ich hatte schon relativ früh, hier und da, von dieser Serie gehört, mich aber bisher nicht an das Thema herangewagt. Das mittelalterliche Setting ist eigentlich nicht so meins und als ich Sean Bean in der Rolle des Lords von Winterfell sah, fragte ich mich, ob Boromir (aus »Der Herr der Ringe«) in einem Paralleluniversum wieder auferstanden ist. Er scheint für solche Rollen prädestiniert zu sein; dafür und für das fiktive Sterben (…).
Irgendwann hatte ich mich dann doch überwunden und die erste Folge hinter mich gebracht. Anders als erwartet, gefiel mir das Setting durch die Detailverliebtheit und liebevolle Umsetzung doch sehr gut. Ich fühlte mich schnell unterhalten, die Charaktere waren überzeugend und der Plot – nicht zuletzt durch geschickte Cliffhanger – fesselnd. Dass es sich hierbei tatsächlich »nur« um eine HBO-Fernsehserie handelt, konnte ich erst mal nicht glauben, so filmreif schien mir das alles. Gerade für eine TV-Serie ist das Maß an Brutalität und nackter Haut beachtlich.
Jedenfalls verschlang ich die ersten beiden Staffeln recht schnell und ohne irgendeinen Roman der Reihe jemals in den Händen gehabt zu haben, kann ich den Beginn der dritten Staffel kaum erwarten. Man nehme eine komplexe, kriegerische Politik in einem fiktiven Land, füge einen minderjährigen König hinzu, den man nur hassen kann und vermische das Ganze dann noch mit einem Hauch von Fantasy und Mystik.
»Game of Thrones«, eine überdurchschnittliche TV-Serie.

# Sherlock
Skeptisch war ich auch hier zu Beginn. Sherlock Holmes, (nach Batman) der wohl bekannteste und beste Detektiv der gesamten (Literatur)Geschichte, bekommt einen frischen Anstrich, indem man ihn komplett modernisiert, ihn in‘s hier und jetzt hineinbringt. Holmes im aktuellen London, ständig auf der Jagd mit Smartphone und Nikotinpflastern (statt der Pfeife). Kann das klappen? In meinen Augen ist es BBC durchaus gelungen.
Benedict Cumberbatch verkörpert den Meister, während Martin Freeman (der breiten Masse wohl aus »Per Anhalter durch die Galaxis« bekannt) den nicht minder intelligenten Sidekick Dr. Watson mimt. Holmes wird dabei als manisches, emotions- und empathieloses Genie dargestellt, der fast schon nach neuen Fällen süchtelt. Dabei kombiniert er so schnell, dass ihm tatsächlich niemand das Wasser reichen und er jeden Fall, sei er auch noch so kompliziert, lösen kann. Ja, er hat die schlagfertigen Züge von Dr. House, die ihn sympathisch machen. Überlegen in jeder Situation, auf alles eine Antwort wissend und die Gefühle anderer missachtend. Die Besetzung und Umsetzung ist also mehr als gelungen.
Was mir, neben den modernisierten Fällen und den Charakteren, mit am Besten gefällt, ist, dass man sich Zeit lässt. Man versucht gar nicht erst einen Fall in eine Laufzeit von 45 Minuten zu quetschen, sondern gönnt jeder Folge gleich den doppelten Zeitrahmen. Das und auch der Aufwand je Episode dürfte der Grund sein, dass bisher lediglich sechs Folgen (aufgeteilt auf zwei Staffeln) ausgestrahlt wurden; eine dritte soll glücklicherweise folgen.
»Sherlock« ist der Krimi von heute, vermischt mit dem Besten von gestern. Besser kann man es nicht machen.

# Breaking Bad
Ausgezeichnet mit etlichen Preisen, wurde ich recht schnell auf diese Serie aufmerksam, in der ein krebskranker Chemielehrer Geld für seine Familie horten will – durch die Herstellung der Droge Meth. Was im ersten Moment etwas konfus klingt, wird hier zur Perfektion umgesetzt. Was diese Serie interessant macht, ist die Verflechtung aller Charaktere und die ständige Angst des Hauptdarstellers erwischt zu werden. Dabei ist ihm nicht nur die Polizei auf den Versen, sondern auch rivalisierende Drogenbanden und Kartelle, sowie (zu Beginn) die eigene Ehefrau. Ein nervenaufreibendes Versteckspiel beginnt – alles nur zugunsten der Familie.
Die Umsetzung ist hier, wie erwähnt, perfekt. Die Macher verstehen es, den Zuschauer in ihren Bann zu ziehen. Cliffhanger, Rückblicke, Twists und obendrein die brillanten Schauspieler machen »Breaking Bad« zu etwas Besonderem. Der Zerfall von Walter White vom braven Chemielehrer hin zum skrupellosen Methkoch wird beeindruckend inszeniert und findet mit der kommenden fünften Staffel sein Ende; was ich ebenfalls gut finde, denn Serien sollten nicht bis zum Gehtnichtmehr ausgeschlachtet werden.
In diese Serie sollte jeder mal einen Blick riskieren. Auch wenn der Plot im ersten Moment wirr und an den Haaren herbei gezogen erscheint, überzeugt die Machart auf ganzer Linie. Top!



Keine Kommentare

  1. Dommie sagt:

    Mal wieder was wo ich mitreden kann :D
    Zuerstmal… Game of Thrones aber vorallem Breaking Bad sind schon sehr genial.
    Ich kann kaum warten bis ich jeweils die aktuellen Staffeln gucken kann.