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James Bond 007 »Skyfall«

Einen tiefen Fall – ja, hier erlaube ich mir mal ausnahmsweise eine passende Metapher – erlebt das neuste Bond-Abenteuer jedenfalls nicht, so viel ist sicher. Seit kurzem ist der Streifen in den Kinos zu sehen und bricht bereits einen Rekord nach dem anderen. Ein Neustart ist gelungen, ein neuer Commander Bond, der neue Elemente mit altbewährtem klassischen Flair mixt. Aber eins nach dem anderen; inkl. Spoiler!
Grob gesagt, geht es in »Skyfall« um die Beziehung zwischen Bond und M. Das Vertrauen beider wird auf die Probe gestellt, als 007 bei einem Einsatz in die falsche Schussbahn gerät, daraufhin als tot erklärt wird und sich erst mal zurückzieht, etwas beleidigt und verraten. Erst ein Terroranschlag auf das MI6 lässt ihn wieder von den Toten auferstehen. Fortan macht er Jagd auf den Mann, der für das alles verantwortlich ist: Raoul Silva, ein psychopathisch schillernder Gegenspieler, der alle Tricks des britischen Geheimdienstes kennt und der gekonnt Rache an M nehmen will. Vergangenheitsbewältigung mal anders. Ein Katz- und Mausspiel entsteht, in dem Bond kurzerhand M als Köder benutzten und auf den unausweichlichen Showdown mit Silva warten muss.

Zugegeben, die Handlung ist weder neu noch unglaublich innovativ – dafür überzeugt aber die Machart des ganzen.
Neu ist, dass diesmal M und nicht, wie sonst, Bond im Mittelpunkt steht. Bonds renitente Chefin muss für getroffene Entscheidungen grade stehen und das Vertrauen zu ihrem Lieblingsagenten wieder herstellen. Auch der Bösewicht ist neu. Endlich mal wieder ein Gegenspieler, der einem im Gedächtnis kleben bleibt. Javier Bardem verkörpert Silva, einen großgewachsenen, blondierten Psychopathen, der sowohl mit unberechenbarer Intelligenz als auch mit skrupelloser Kaltblütigkeit glänzt. Sein Charakter ist wohl leicht an dem des Jokers aus »The Dark Knight« angelehnt – oder es kommt mir nur so vor. Neu ist, dass es ihm nicht um die Weltherrschaft geht, sondern um einen privaten Rachefeldzug an einer einzigen Person (M). Allein diese Motivation bringt endlich mal frische Luft ins Bond-Universum.
»Skyfall« überzeugt auch durch auffallend viel Text. Der Streifen ist deutlich dialoglastiger, ruhiger und schwärzer als irgendein Bond-Film zuvor. Sam Mendes schafft eine bedrohlich düstere Grundstimmung, die man aus den 22 vorigen Filmen noch nicht kannte. Der typische Humor bleibt dabei glücklicherweise nicht auf der Strecke. Der Film erlaubt sich einige gut gemeinte Seitenhiebe, Insider und Hommages an alte Bondfilme; wie beispielsweise der Aston Martin DB5 oder der erwähnte explodierende Kugelschreiber. Liebe zum Detail und alles perfekt in Szene gesetzt.

Neben dem Plot, macht erst die angesprochene Besetzung diesen Film zu dem, was er ist. Bardem als Silva – eine Wucht. Überzeugendes Schauspiel, auf den Punkt genau, unterhaltsam, fies, verrückt. So muss ein Bösewicht sein; schade, dass er erst ab der zweiten Filmhälfte erstmals die Bühne betritt. Mit Ben Whishaw hat man die Rolle des Q(uartermasters) frisch und passend besetzt. Er bringt Witz und neuen Elan ins MI6, vor allem zwischen Bond und ihm.
Craig, Dench und Fiennes muss ich an dieser Stelle nicht weiter ausführen, diese Namen sprechen für sich.
Und am Ende hat man das Gefühl, dass die Origin-Story um Bond endlich abgeschlossen ist. Wie wurde Bond zu Bond? Jetzt wissen wir‘s. Alle bekannten Charaktere haben ihren Platz eingenommen: Q, Miss Moneypenny und der (männliche) M. Selbst der Garderobenständer im Vorzimmer zu M, auf den schon der Connery-Bond seine Melone schmiss, ist wieder an seinem Platz. Was will man mehr? Letztlich fehlt nur noch die berühmte Gunbarrel-Sequenz – am Anfang des Films.

»Skyfall« hat mich überzeugt. Es ist ein völlig neues Bond-Gefühl. Mendes hat die Geschwindigkeit deutlich aus dem Geschehen genommen und legt mehr Wert auf Charakterentwicklung und -tiefe als auf Knallbumm-Action (die aber dennoch vorhanden ist). So, genau so kann es meiner Meinung nach weitergehen. Mit der einzigen Ausnahme, dass es im nächsten Bond-Film bitte wieder an etwas lebendigere, exotischere Orte geht. Das regnerische London oder farblose Schottland geben da doch recht wenig her.

James Bond entsteht, fällt und steht wieder auf. Vielleicht nicht so imposant wie ein Bruce Wayne, aber dennoch ist der Film ein bemerkenswerter Meilenstein im 50-jährigen Dasein des 007. Bond Rises!



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