Hakahori

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»Django Unchained«

Ich würde mich nicht als größten Tarantino-Fan unter der Sonne bezeichnen, aber ich mag dennoch seine Filme. Weniger die Gewaltdarstellungen als viel mehr seine dialoglastigen Szenen mit mehrdeutigen Konversationen, ohne viel Schnickschnack drumherum. »Django Unchained«, der bereits für fünf Oscars nominiert ist, verbindet irgendwo beides: blutiges Gemetzel á la »Kill Bill« und den ein oder anderen sinnvollen oder sinnbefreiten Dialog, wie man ihn eigentlich in allen Tarantino-Filmen findet.
Man versucht sich an einem Spaghetti-Western.

Der Plot ist denkbar einfach gestrickt: Dr. King Schultz (Christoph Waltz) ist ein deutscher Kopfgeldjäger, der hinter den drei Briddle-Brüdern her ist. Dummerweise weiß er nicht wie diese aussehen, also knüpft er Kontakt zu dem schwarzen Sklaven Django (Jamie Foxx), der bereits schmerzliche Erfahrung mit den Brutalo-Brüdern machen musste. Beide Herren schließen einen Deal: Django führt Schultz zu den Brüdern, dafür hilft Schultz bei der Befreiung Djangos versklavter Frau.
Was zu Beginn wie ein simpler Plan klingt, entpuppt sich nach und nach zu einer schwierigeren Angelegenheit. Djangos Frau, Brunhilde, ist unglücklicherweise das »Eigentum« vom unberechenbar verrückten Sklaventreiber und Plantagenbesitzer Calvin Candie (Leonardo DiCaprio), womit wir auch schon den filmischen Bösewicht besetzt hätten. Über eine List will sich das dynamische Duo Brunhilde freikaufen. Doch der Plan geht schief (…).

Der Film beschäftigt sich also im Grundthema mit der wenig rosigen Vergangenheit Amerikas, in der menschenverachtende Sklaverei betrieben wurde. Er hält somit allen US-Amerikanern den Spiegel vor, fast wie eine Lehrstunde, und deutet auf deren Verbrechen hin, die nur allzu gern totgeschwiegen werden. Eine angenehme Abwechslung, sind es doch üblicherweise z.B. wir Deutsche, denen immer der schwarze Peter zugesteckt wird.

Und all das unter den Tarantino-typischen Prämissen der Filmkunst. Hier stimmte wieder alles, von der Kameraführung bis zum ausgewählten Soundtrack. Daneben hat der Regie-Altmeister auch ein Händchen für die Auswahl seiner Darstellerriege. Christoph Waltz sticht hier besonders heraus, der durch Mimik und Gestik allein schon zu unterhalten weiß. Hinzu kommen dann noch die für ihn auf den Leib geschnittenen, witzigen Dialoge. Zusammen mit Leonardo DiCaprio, der eine unglaublich gute Figur als Bösewicht macht, trägt er den Film – was die Hauptfigur, Django, in den Hintergrund versetzen lässt. Man könnte meinen, dass Foxx‘ Django nur zu Beginn und zum Ende hin in den Kegel des Rampenlichts findet. Schlimm finde ich das allerdings nicht.
Eine emotionale Bindung kann man jedenfalls zu keinem der Darsteller aufbauen. Wie auch, wenn der Tod so derb überspitzt dargestellt wird, wie man es von Tarantino gewohnt ist? Mehr noch: Auf dem Höhepunkt des Films gibt es, ohne gleich Spoilern zu wollen, ein Gemetzel, das selbst Uma Thurmans Katana-Hickhack aus »Kill Bill« in Sachen Blutigkeit in den Schatten stellt. So viel (Kunst)Blut habe ich noch nie in einem Film gesehen. Gleichzeitig verharmlost Tarantino diese Szenen, indem er unterschwelligen Humor beimischt; sei es durch Dialoge oder durch Handlungen. Ernst kann man all diese Szenen also nicht wirklich nehmen, was der Regisseur offensichtlich auch nicht beabsichtigt.

Auch wenn ich generell nicht viel mit dem Western-Genre anzufangen weiß, gefiel mir »Django Unchained« sehr; sogar noch mehr als »Inglourious Basterds«. Die Darsteller harmonieren perfekt, die Story ist gut. Überzeichnete Gewalt, ja, aber dafür mit Humor verharmlost. Generell kommt der Film lustiger rüber, als ich es am Anfang dachte oder von Tarantino gewohnt bin.
Seine ganz persönliche Hommage an den Spaghetti-Western ist gelungen. Sehenswert für alle Fans des guten, alten schwarzen Humors, staubigen Westerns oder schmutzigen Splatters.



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