Hakahori

Neue Arbeitswelt

Seit gut zwei Wochen bin ich jetzt in meiner neuen Arbeitswelt angekommen. Der Wechsel hat sich gelohnt, wie ich schon nach dem ersten Tag feststellen konnte. Natürlich kann ich noch nicht viel über die Arbeit an sich sagen, aber für einen ersten Eindruck reicht es dann doch.

Die erste Woche war natürlich gefüllt von Informationen. Ein ganzes Füllhorn davon wurde über meinem Schädel ausgeschüttet und ich musste mich nach und nach erst mal sortieren. Der rauchende Kopf beruhigte sich gegen Ende der ersten Woche aber schon wieder. Bis dahin habe ich viele Hände geschüttelt, viele neue Gesichter gesehen und ebenfalls viele Namen gehört, die ich mir beim besten Willen nicht alle merken konnte. Wie es halt so ist.
Mein erster Eindruck war (und ist weiterhin) durchweg positiv. Vor allem die positive Atmosphäre im Unternehmen – natürlich vornehmlich im eigenen Büroraum – hat mich überrascht. Normalerweise gibt es immer ein oder zwei Kolleginnen oder Kollegen, mit denen man einfach nicht warm wird, wo die Chemie nicht stimmt, man sich aber trotzdem durchringt durchringen muss, den Arbeitsalltag stressfrei zu überstehen. Hier ist das anders: ich verstehe mich mit allen von Anfang an wunderbar. Ich wurde herzlichst aufgenommen, es gab sogar ein Neulings-Willkommens-Essen (oder wie man es auch immer nennen mag), zu dem ich eingeladen wurde, was allein schon als Geste deutlich herzlicher war als meine drei Jahre zuvor.
Es überrascht mich selbst ein wenig und macht mich sogar etwas misstrauig, weil ich es so gar nicht kenne. Aber ich genieße es, denn ohne ein gut funktionierendes Arbeitsklima, in dem man auch mal lachen kann, geht die Motivation schnell flöten.

Motiviert bin ich alle mal. Natürlich muss ich mich jetzt erst mal reinhängen und viele Details und Fälle lernen, um ein gewisses Level zum selbstständigen Arbeiten zu erreichen, aber das ist ja normal. Motiviert bin ich nicht nur wegen des sympathischen Kollegiums oder den ständigen Trainings bzw. Weiterbildungen, sondern auch wegen der Arbeit an sich. Ich arbeite quasi im Kundenservice und ich behaupte mal, dass mir das liegt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich irgendwann in einem längst vergessenen Blogpost schon mal davon sprach, dass ich selbstzerstörerisch sei, weil ich manchmal viel zu selbstlos handle (soll kein Eigenlob sein…) – das bezieht sich auch auf das Verhältnis Verkäufer und Kunde. Wahrscheinlich wäre ich im Hotel-Business besser aufgehoben, aber das reizt mich einfach zu wenig. Leuten zu helfen, Probleme zu lösen und sie zu beraten macht mir Spaß. Deswegen bin ich da, wo ich nun bin, genau richtig.

Es fühlt sich also richtig an, neu und aufregend. Und ein bisschen surreal, wenn man sich plötzlich in einem Meeting wiederfindet, das wie aus der eigenen Fantasie stammen könnte: Die Sonne strahlt klar durch die Fensterfront, im Hintergrund fahren ständig die Kölner S-Bahnen in Eile von links nach rechts, das Team hat sich um einen großen Tisch versammelt, in der Mitte die Art von Freisprechanlage, das wie ein gerade auf der Tischplatte gelandetes UFO aussieht. Der Blick fällt auf einen Flachbildfernseher, wo ein ähnlicher Raum zu erkennen ist, nur nicht in Deutschland, nicht mal in Europa oder in unserer Zeitzone: Eine Live-Schalte zur amerikanischen Niederlassung. Und schon versinkt man in einem Pool aus deutschem und amerikanischem Slang. Englisch ist nun mal die Weltsprache und spätestens jetzt weiß ich, dass ich tatsächlich alles verstehe, was da gebrabbelt wird.
Es wirkte etwas irreal auf mich, wie eine Parallelwelt, in die ich da plötzlich hineingesogen wurde. Und der Alltag in der alten Firma war komplett vergessen. Als hätte ich einen meilenweiten Schritt vorwärts gemacht, was natürlich gut tat. Überraschenderweise (oder eben auch nicht) vermisse ich meinen alten Arbeitsplatz nicht mal. Normal bin ich es von mir gewohnt, dass ich ab und zu mal in Erinnerungen schwelge, aber in diesem Fall ist das ganz und gar nicht so. Nicht mal ein bisschen. Als hätte es die vergangenen drei Jahre gar nicht gegeben. Rückblickend schade um die nervenden Scherereien, die ich mir hätte sparen können.

Und dann ist da noch der Ort. Der Ort allein lässt die Brust schon etwas anschwellen. Nicht nur, dass es nun Köln ist, wo ich meinen Lebensunterhalt verdiene, sondern auch noch im hyper-modernen MediaPark, den man wegen des Kölnturms nicht übersehen kann. »Ich arbeite im Kölner MediaPark« klingt einfach besser als »Och, da, in so einem kleinen Dorf im Gewerbegebiet«; auch wenn ein ehemaliger Kollege gut und gerne mal so eben aus dem MediaPark einen MediaMarkt gemacht hatte (…).
Auch war mir vorher gar nicht bewusst, dass mir das urbane Leben etwas gefehlt hat. Das Fahren mit der S-Bahn war für mich schon mal tägliche Routine, damals noch je eine Stunde lang. Heute sind es knapp 15 Minuten, wo es sich fast schon nicht lohnt, den mp3-Player anzuschmeißen oder ein Buch aufzuschlagen. 15 Minuten liegen wohl noch unterhalb meiner Schmerzgrenze. Alles was darüber liegt, empfindet man als lästig. Und lästig ist mein Arbeitsweg nun mal nicht. Nachdem die Bahn erfolgreich am Hansaring zum Halten gekommen ist, erwartet mich noch ein fünfminütiger Fußmarsch durch den erwähnten Park. Auch das stört mich kein bisschen – frische Luft und Bewegung. Man hängt automatisch seinen Gedanken nach, ehe man sich in Hochhäuserschluchten widerfindet und merkt, dass man angekommen ist. Das Haus betreten, den Aufzug rufen – und schon kann die Arbeit beginnen.

Bisher läuft es also. Andererseits kann ich nach erst zwei Wochen kein richtiges Fazit abgeben. Der erste Eindruck stimmt und alles verläuft so langsam in die richtigen Bahnen. So soll es sein und so hätte es eigentlich auch schon immer sein sollen. Hätte, hätte…



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