Hakahori

Teil 1

Handheld-Odyssee

Mal wieder auf eine verspätete Bahn wartend, verlor ich mich die Tage in Gedanken rund um das Thema Handhelds und meiner persönlichen Odyssee der Nintendo-Spielekonsolen to go.
Dieser Gedankengang kam zugegebenermaßen nicht von ungefähr und hat einen aktuellen Anlass, dazu aber erst später mehr.

Die Bezeichnung »Handheld« muss nicht zwingend etwas mit Helden zu tun haben. Kann aber.

1989 war es, als der allererste »GameBoy« seinen Weg in die Regale der deutschen Technikläden fand. Es muss allerdings einige Jahre später gewesen sein, als ich das erste Mal mit dem klobigen grauen Kasten in Berührung gekommen bin. 1989 war ich gerade mal zwei Jahre alt und ich bezweifle, dass meine Erinnerungen bis in diese Jahre zurückreichen.
An einem Wochenende, die meine Familie eigentlich immer für einen Besuch bei meinen Großeltern mütterlicherseits nutzten, schnappte sich mein Vater meinen Bruder und beide verschwanden für eine Stunde in der Stadt. Mir hatte man natürlich nichts gesagt (das ist noch heute so) und so staunte ich nach deren Rückkehr nicht schlecht, als mein Bruder mit einem »GameBoy« in der Hand zurückkam. Vor Freude strahlend zockte er die nächsten Tage begeistert »Tetris« auf dem gelbem Pixel-Display.

Ich war nicht neidisch, wohl noch zu jung um so etwas für technische Eroberungen zu empfinden, aber innerhalb kürzester Zeit entschlossen sich meine Eltern fairerweise Gnade vor Recht ergehen zu lassen: auch ich kam in den Genuss meines ersten, eigenen GameBoys.
Damals war der GameBoy eine wahre Sensation. Innerhalb kürzester Zeit war es fast schon eine Selbstverständlichkeit, dass jedes Kind in meinem Umfeld einen GameBoy besaß. Ich kann mich zumindest an keinen Klassenkameraden erinnern, der die Ausnahme der Regel war. Alle daddelten überall, zu jeder Zeit. Selbst in unserem jährlichen Spanien-Urlaub in der Sommerzeit sah man nur Kids, die GameBoy spielten und sich gegenseitige Spiele ausliehen. Großartig!

Von großartige Kindheitserinnerungen, die mich mit Nintendos Handheld prägten, kann ich an dieser Stelle allerdings nicht berichten. Natürlich habe ich einige Spiele, wie »Super Mario Bros.« oder »Wario Land« ab und zu mal gezockt, aber ich glaube, ich war zu der Zeit noch etwas zu jung, um suchtartige Begeisterung zu empfinden. Ich hing nicht die ganze Zeit gebannt an der Wunderkiste und würde mich zu der Zeit auch nicht als Gamer bezeichnen.
Richtig gezockt wurde erst mit »Pokémon«.

Der GameBoy entwickelte sich weiter und während einige Schulfreunde stolz ihren »GameBoy Pocket« vorzeigten, schenkte man mir 1998 oder 1999 (keine Ahnung mehr wann genau) einen gelben »GameBoy Color«.

Können sich das die Kids von heute eigentlich noch vorstellen? Vor dem GB Color war die portable Videospielwelt entweder gelb/ schwarz oder schwarz/ weiß gehalten. Erst der Color brachte, wortwörtlich, Farbe ins Spiel – das galt glücklicherweise auch für das Gehäuse der Konsole. Die Welt wurde bunter. Meine Welt wurde gelb.
Passend zur gelben Edition der »Pokémon«-Reihe, war mein Color ebenfalls gelb. Beziehungsweise ist, denn ich habe ihn tatsächlich noch, irgendwo, in irgendeiner Schublade.

Ich kann mich noch lebhaft an einen Kurzurlaub in den Niederlanden erinnern. Ein Teenager für fast eine Woche gefangen in einem kleinen Ferienhaus im verregneten, stürmischen, langweiligen Holland. Für Spannung und Unterhaltung sorgte da mein GameBoy und das erwähnte Pokémon-Spiel. Eigentlich war das der einzige Hoffnungsschimmer, der mir diesen Urlaub deutlich versüßte und meine schwankenden Stimmungen (Teenager halt) besänftigte.

Ich muss abermals an die »Jugend von heute« appellieren: Könnt ihr euch vorstellen, Videospiele von der kürzlich vergangenen Konsolen-Generation überall auf dem Handheld zu spielen? Heute scheint diese Vorstellung nicht so unrealistisch zu sein, kurz nach der Jahrtausendwende schien es aber wie ein kleines Wunder, für mich zumindest.
Die Rede ist natürlich vom »GameBoy Advance«, mit dem es ab 2001 tatsächlich möglich war, alte SNES-Titel zu zocken.

Schon nach der ersten Ankündigung, von der ich über Gaming-Magazine oder den Nachrichten erfuhr, war ich Feuer und Flamme und musste diesen Handheld, der plötzlich quer daherkam, einfach haben!
Das Ding konnte Spiele in SNES-Qualität abspielen! Mein Mind war blown, wie man heute so schön sagt. »Super Mario World«, »The Legend of Zelda: A Link to the Past« oder »Super Street Fighter II« für unterwegs – das hatte ich mir vorher nie vorstellen können, und dann wurde es auf einmal wahr. Man hat sich die Finger wund gedaddelt und wurde auf dem Schulhof in der großen Pause von den neidischen Blicken anderer Kids durchlöchert.

Fast noch cooler war da der »GameBoy Advance SP«. Cooler wegen dem äußerst praktischen Notebook-Design, soll heißen, man konnte den Handheld erstmals zuklappen.
Einen SP hatte ich nie. Dass ich damals aber unbedingt einen haben wollte, steht außer Frage. Für portables Gaming war dieser Handheld einfach besser geeignet als ein GBA, der zwar auch gut in die Hosentasche passte, aber bei weitem nicht so schwer darin lag.

Dass es noch kleiner und leichter gehen konnte, bewies Nintendo 2005, mit der Ankündigung des »GameBoy Micro«. Auch diesen Mini-Handheld besaß ich für eine recht kurze Zeitspanne, ehe mir der Bildschirm dann doch etwas zu klein wurde und ich ihn wieder verkaufte.
Vielleicht hätte ich ihn doch behalten sollten, aus melancholischen und auch historischen Gründen, wäre mir damals nur eher die Tatsache in den Verstand gesickert, dass der GBM das Ende der GameBoy-Ära einläutete.

Die Zukunft sollte dem doppelten Bildschirm gehören. Mehr dazu im zweiten Teil.



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