Hakahori

Vorsätze?

Ich bin und war noch nie ein Fan von Vorsätzen. Löblich, wenn es Tausende oder gar Millionen von Menschen gibt, die sich pünktlich zum Jahreswechsel stolz Dinge vornehmen, die sie eigentlich auch das ganze laufende Jahr zu jeder Zeit anpacken könnten. Dass diese Vorsätze nach kurzer Zeit wieder aus dem Bewusstsein verschwunden sind ist wenig verwunderlich. Vorsätze habe ich mir also nicht aufgebürdet, Veränderungen will ich aber dennoch vornehmen. Banale Dinge, die Hauptsächlich meine Wohnung betreffen.

Ich habe es mir schon lange vorgenommen, dies und jenes umzuräumen und mir endlich mal einen Esstisch zu gönnen. Den habe ich nach fast zwei Jahren immer noch nicht in meiner Bude stehen (selbiges gilt übrigens auch für eine Waschmaschine…). Weiß der Teufel warum, aber ich habe dieses Vorhaben mit der Zeit immer wieder aus den Augen verloren. Erst mit der Zusage zum neuen Job und der damit verbundenen (finanziellen) Sicherung für die Zukunft, kam ich wieder auf den Trichter.
Genau aus diesem Grund war ich vor kurzem, ein Montag war’s, im bekannten schwedischen Möbelhaus. Die Ausbeute war, um es gelinde zu umschreiben, ernüchternd.

Normalerweise bin ich ein Typ, der alles gern durchplant, sich schon potentielle Möbelstücke ausguckt und gezielt ins Geschäft rennt. Das Offensichtliche verliere ich dabei meist aus den Augen. So auch an jenem Montag.
Nach Feierabend schlug ich beim IKEA auf und fand gähnende Leere vor. Natürlich war mein Wunsch-Tisch nicht vorrätig, ebenso wenig wie Kleinkram, den ich mir aufgeschrieben hatte. Der Grund lag auf der Hand: am vorigen Sonntag war verkaufsoffen. Es ist und bleibt für mich ein Mysterium, warum die Massen am verkaufsoffenen Sonntag in die Läden stürmen und alles leerkaufen. Ich meine… Es ist ja nicht so, dass die Händler auch sonst sechs Tage die Woche geöffnet haben. Jedenfalls war mein Vorhaben ein kompletter Reinfall und so fuhr ich, dank Baustellen auf der A1 über etliche Umleitungen, wieder mit leeren Händen nach Hause. Dieses Projekt ist erst mal verschoben.

Wäre ich an dem Abend doch lieber in den zweiten Teil vom »Hobbit« gegangen, wie ursprünglich mit einer Kollegin geplant. Aber auch das wurde kurzfristig verschoben; schlussendlich sogar in einen komplett anderen Film umgewandelt, aber das wusste ich an diesem Tag ja noch nicht. Montag halt.

Abgesehen vom gescheiterten Esstisch-Vorhaben, investiere ich momentan ein wenig Geld in Sachen, die man halt so braucht.
Gut, einen Standmixer braucht nicht wirklich jeder Haushalt: Wenn man sich dadurch aber vornimmt, sich öfter mal einen gesunden Smoothie zu gönnen, ist das schon sinnvoll. Leckere Cocktails kann man damit natürlich auch kredenzen, das aber nur mal so nebenbei (…).
Sich etwas gesünder ernähren zu wollen, ist für mich kein richtiger Neujahrsvorsatz. Das hatte ich immerhin schon im vergangenen Jahr vor, wer sich erinnert. Bisher klappt das auch ganz gut, also kann ich ja auch weiterhin daran festhalten und es ausbauen.

(Messer! Einen neuen Messerblock musste ich mir auch anschaffen. Mir wurde es allmählich zu mühsam mein Fleisch, Gemüse oder das Brot mit den sehr bunten aber ebenso stumpfen IKEA-Messern zu schneiden. Also musste mal was richtiges her. Und siehe da: Messer gibt es auch in scharf!)

Restliche Anschaffungen, wie neue Shirts, Hemden und Hosen, eine neue Umhängetasche (Neudeutsch: Messengerbag) oder eine für meine dünnen Handgelenke passende Armbanduhr, wurden alle mit festem Blick auf meinen neuen Job besorgt. Wenn man schon irgendwo neu anfängt, will man sich auch frisch fühlen, nicht oder?!

Was die Arbeit angeht, die endet für mich am 24. Januar, also kommende Woche Freitag. Dann ist es vorbei, hier zumindest. Hätte ich meinen Mund nicht aufgemacht, hätte ich noch eine weitere Woche arbeiten müssen. Der Personalchef wollte mir doch tatsächlich meinen rechtmäßig zustehenden Urlaub streitig machen.

»Sie hatten doch gerade erst Urlaub. Was wollen Sie denn zu Hause machen?«
»Mich entspannen«, ich wusste nicht was er hören wollte.
»Das haben Sie doch gerade erst«, war seine Antwort darauf.
»Woher wollen Sie wissen, was ich in meinem Urlaub gemacht habe?«

So ging es dann fröhlich hin und her. Irgendwann ist er dann eingeknickt und ich habe meine Woche bekommen. Natürlich hat er mir für die Extra-Arbeitszeit Geld angeboten, aber das Bisschen, was dabei rausgesprungen wäre, ist mir die Zeit, in der ich noch schön im Bett liegen kann, nicht wert.
Ich bin froh, wenn ich aus diesem Laden raus bin. Es war nicht die Hölle wie zu meinen Azubi-Zeiten, aber die letzten drei Jahre haben mich mürbe gemacht. Man regt sich täglich über Kleinigkeiten auf, die sich mit der Zeit zu einem großen Berg anhäufen und die Nerven belasten. Nervige Kolleginnen und Kollegen werde ich mit Sicherheit auch im neuen Job haben, die gibt es schließlich überall, aber ich bin schon allein wegen der Abwechslung und dem Ortswechsel dankbar; und für etwas mehr Moral und vielleicht auch Teamgeist, der hier allmählich nicht mehr existiert.

Wenn ich mir also einen Neujahrsvorsatz hätte machen sollen, dann den, dass ich nicht ausraste und die mir jetzt noch verbleibenden Stunden und Tage heil überstehe.



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